Antikörper sehr gut wirksam bei Exazerbationen |
Theo Dingermann |
29.11.2024 11:00 Uhr |
Bei einer akuten Exazerbation von Asthma oder COPD helfen oft nur systemische Corticosteroide. Der Antikörper Benralizumab könnte eine besser wirksame Alternative darstellen. / © Adobe Stock/Maridav
Fast 4 Millionen Patienten, die an einer chronischen obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) oder an schwerem Asthma leiden, sterben jedes Jahr an akuten Exazerbationen. Bisher bot sich im Falle dieser Akutreaktion fast ausschließlich die Option eines systemischen Corticosteroid-Einsatzes. Das könnte sich ändern, wie die Ergebnisse der Phase-II-Studie ABRA (Acute exacerbations treated with BenRAlizumab) andeuten. Sie wurden von Forschenden um Dr. Sanjay Ramakrishnan von der University of Western Australia in Perth, Australien, im Fachjournal »The Lancet Respiratory Medicine« publiziert.
Benralizumab (Fasenra®) ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der auf die α-Untereinheit des IL-5-Rezeptors abzielt und so eine Antikörper-abhängige zellvermittelte Zytoxizität induziert, die eine Depletion von Eosinophilen und NK-Zellen im Knochenmark, im Blut und in den Atemwegen verursacht. Da es bei Exazerbationen zu einer intensiven Immunantwort mit der Infiltration von Eosinophilen und anderen Immunzellen in das Lungengewebe kommt, scheint der Einsatz des Antikörpers in diesen Situationen sinnvoll.
Diese Hypothese wurde nun durch die publizierte Studie bestätigt. In diese waren 158 Patienten mit akuten eosinophilen Exazerbationen (Zahl der Eosinophilen ≥300 Zellen/µL) eingeschlossen. Die Patienten wurden in drei Gruppen randomisiert und erhielten entweder über fünf Tage täglich 30 mg Prednisolon (PRED), einmalig subkutan Benralizumab (BENRA) oder beides (BENRA+PRED). Als primäre Endpunkte waren die Rate von Therapieversagen innerhalb von 90 Tagen und eine Symptomverbesserung nach 28 Tagen festgelegt. Letztere wurde anhand einer visuellen Analogskala (VAS) gemessen, die von 0 mm (keine Symptome) bis 100 mm (schwerste vorstellbare Symptome) reichte und auf der eine Verbesserung um 9 mm als klinisch bedeutend angesehen wurde.
Die Studienergebnisse zeigten ein Therapieversagen in der PRED-Gruppe von 74 Prozent, in der BENRA-Gruppe von 47 Prozent und in der BENRA+PRED-Gruppe von 42 Prozent. Daraus errechnet sich für die Behandlung mit Benralizumab eine signifikante Risikoreduktion mit einer Odds Ratio von 0,26. Der VAS-Symptomscore verbesserte sich in der BENRA-Gruppe um 49 mm. Bemerkenswert ist zudem, dass nur vier Patienten behandelt werden müssen, um ein Behandlungsversagen zu vermeiden (Number needed to treat, NNT = 4).
Benralizumab wurde gut vertragen. Nebenwirkungen wie Hyperglykämie traten nur in Prednisolon-Gruppen auf. Somit zeigte Benralizumab bei guter Verträglichkeit eine überlegene Wirksamkeit gegenüber Prednisolon bei eosinophilen Exazerbationen und bietet demnach eine biologisch fundierte Alternative zu einer Intervention mit systemisch verabreichten Glucocorticoiden.
»Nach einem halben Jahrhundert vergeblicher Anstrengungen signalisieren diese Daten endlich eine neue Ära der biologischen Therapie zur Behandlung akuter Exazerbationen«, schreiben Dr. Clarus Leung und Dr. Don D Sünde vom St. Paul’s Hospital und der Universität von British Columbia in Vancouver in einem begleitenden Editorial. Dies könne zu erheblichen Verbesserungen der klinischen Ergebnisse von mehr als 500 Millionen Patienten mit Asthma oder COPD weltweit führen.