Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Lupus erythematodes

Anifrolumab im Handel

Im April kam ein weiteres Biologikum zur Add-on-Behandlung bei Lupus erythematodes auf den deutschen Markt. In Saphnelo® 300 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung von Astra-Zeneca ist der Antikörper Anifrolumab enthalten.
AutorKontaktSven Siebenand
Datum 06.05.2022  07:00 Uhr

Der systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine seltene Autoimmunerkrankung aus dem Formenkreis der Kollagenosen. Die Prävalenz in Deutschland wird auf 30 bis 40 pro 100.000 Einwohner geschätzt. Frauen sind etwa viermal häufiger betroffen als Männer. In vielen Fällen liegt der Krankheitsbeginn zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr.

Der Krankheitsverlauf des SLE ist durch Schübe und Remissionen gekennzeichnet. Der klinische Verlauf ist sehr variabel und weist ein breites Spektrum von Organmanifestationen auf. Häufig betroffen sind die Gelenke, das Herz, die Lunge sowie das zentrale Nervensystem. Bei etwa 50 Prozent der Patienten tritt eine Nierenentzündung auf, die sogenannte Lupusnephritis. Zudem weisen im Verlauf der Erkrankung etwa 75 Prozent der Patienten Hautveränderungen auf. Bei vielen SLE-Patienten ist auch das Muskel- und Skelettsystem betroffen.

Viele Betroffene erhalten eine Behandlung mit Hydroxychloroquin oder Chloroquin. Zur lokalen Behandlung von Hautveränderungen sind topische Glucocorticoide erste Wahl. Bei der systemischen Gabe von Corticoiden sollte in der Langzeitanwendung eine tägliche Dosis von ≤ 7,5 mg/d Prednisolonäquivalent angestrebt werden, um das Risiko für Nebenwirkungen möglichst gering zu halten. Falls dies nicht möglich ist, kann auch der Einsatz von Immunsuppressiva wie Azathioprin, Methotrexat oder Mycophenolat-Mofetil erwogen werden. Auch Biologika haben in die Behandlung des SLE Einzug gehalten. So können Ärzte seit einigen Jahren in bestimmten Fällen den Antikörper Belimumab einsetzen.

Mit Anifrolumab ist nun ein weiteres Biologikum hinzugekommen. Der Antikörper ist als Zusatztherapie zur Standardbehandlung bei Erwachsenen mit moderatem bis schwerem, aktiven Autoantikörper-positiven SLE zugelassen.

Wirkmechanismus von Anifrolumab

Wie wirkt Anifrolumab? Binden Typ-1-Interferone (Typ-1-IFN) an den IFN-α-Rezeptor (IFNAR), wird eine entzündungsfördernde Signalkaskade ausgelöst. Schätzungsweise bis zu 75 Prozent der erwachsenen SLE-Patienten weisen eine erhöhte Expression von Typ-1-IFN-regulierten Genen auf. Bei SLE befeuern die hochregulierten Typ-1-IFN den zugrunde liegenden Autoimmunprozess immer weiter und bewirken dadurch eine chronische Entzündung und Gewebeschädigung.

Anifrolumab bindet mit hoher Spezifität und Affinität an die Untereinheit 1 des IFNAR. Das hemmt die Typ-1-IFN-Signaltransduktion und blockiert so die biologische Aktivität von Typ-1-IFN. Ferner induziert Anifrolumab die Internalisierung der Untereinheit 1 des IFNAR und reduziert so die IFNAR1-Anzahl auf der Zelloberfläche, die für die Rezeptorbindung zur Verfügung steht. So werden insgesamt die nachgelagerten entzündlichen und immunologischen Prozesse bei SLE inhibiert.

Daten aus Phase-III-Studien mit Anifrolumab

In den beiden randomisierten, doppelblinden placebokontrollierten Studien TULIP-1 und -2 wurde Anifrolumab untersucht. Die Patienten hatten eine mittelschwere bis schwere SLE-Erkrankung und erhielten alle eine Standardtherapie, etwa orale Corticosteroide, Antimalariamittel und/oder Immunsuppressiva.

In TULIP-1 mit 457 SLE-Patienten, die alle vier Wochen 150 oder 300 mg Anifrolumab oder Placebo bekamen, wurde der primäre Endpunkt (SLE-Responder-Index 4) nicht erreicht. Selbst in der Dosisgruppe mit 300 mg alle vier Wochen war der Anteil der Patienten in Woche 52 mit einem SRI-4-Ansprechen vergleichbar mit Placebo (47 versus 43 Prozent). Immerhin deuteten aber mehrere sekundäre Endpunkte, etwa eine anhaltende Reduktion der oralen Corticoiddosis, auf einen klinischen Nutzen von Anifrolumab im Vergleich zu Placebo hin.

Erfolgreicher verlief die TULIP-2-Studie mit 362 Patienten. Der primäre Endpunkt dieser Studie war das Ansprechen in Woche 52, gemessen anhand der BICLA-Skala (BILAG-Based Composite Lupus Assessment). Das Verum (300 mg Anifrolumab intravenös alle vier Wochen) reduzierte die Krankheitsaktivität: 48 Prozent der Patienten unter Anifrolumab erreichten eine BICLA-Response im Vergleich zu 32 Prozent in der Placebogruppe. Auch in dieser Studie konnte mithilfe des Antikörpers bei vielen Patienten die orale Corticoiddosis reduziert werden.

Die empfohlene Dosis von Anifrolumab beträgt 300 mg. Sie wird alle vier Wochen über eine Dauer von 30 Minuten als intravenöse Infusion gegeben. Wenn eine geplante Infusion verpasst wurde, soll diese so bald wie möglich nachgeholt werden. Ein Mindestabstand von 14 Tagen soll zwischen den Dosen aber eingehalten werden. Die Behandlung ist unter Umständen zu unterbrechen oder zu beenden, wenn der Patient Reaktionen im Zusammenhang mit der Infusion entwickelt. Bei Patienten mit infusionsbedingten Reaktionen in der Anamnese kann vor der Infusion von Anifrolumab eine Prämedikation gegeben werden, etwa ein Antihistaminikum. Die Anwendung von Anifrolumab in Kombination mit anderen Biologika wird nicht empfohlen.

Sehr häufige Nebenwirkungen sind Infektionen der oberen Atemwege (34 Prozent) und Bronchitis (11 Prozent). Häufig kommt es zum Beispiel zu Herpes zoster (6 Prozent). In der Fachinformation von Saphnelo wird dazu geraten, eine Therapie mit Anifrolumab bei Patienten mit einer klinisch signifikanten aktiven Infektion nicht zu starten, bevor die Infektion abgeheilt ist oder adäquat behandelt wird. Vor Beginn der Behandlung sollte darauf geachtet werden, dass alle notwendigen Schutzimpfungen abgeschlossen sind. Patienten, die mit Anifrolumab behandelt werden, sollen nicht mit Lebendimpfstoffen oder attenuierten Lebendimpfstoffen geimpft werden.

Die Anwendung von Saphnelo während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird nicht empfohlen, es sei denn der mögliche Nutzen rechtfertigt das potenzielle Risiko. In der Stillzeit ist zu entscheiden, ob das Stillen unterbrochen wird oder ob auf die Behandlung mit dem Antikörper verzichtet wird.

Die ungeöffnete Durchstechflasche sollte im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C gelagert werden.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa