Angepasste Medikation mit weniger Nebenwirkungen |
Annette Rößler |
09.02.2023 07:00 Uhr |
An der PREPARE-Studie nahmen insgesamt 6944 Patienten aus sieben europäischen Ländern (Griechenland, Großbritannien, Italien, Niederlande, Österreich, Slowenien und Spanien) teil. Beteiligt waren neben Kliniken auch öffentliche Gesundheitszentren und Apotheken. Probanden konnten eingeschlossen werden, wenn sie über 18 Jahre alt waren und im Studienzeitraum zwischen März 2017 und Juni 2020 mindestens ein Arzneimittel neu verordnet bekommen hatten, für das eine genotypbasierte Empfehlung der DPWG existierte.
Bei 3342 Patienten wurde daraufhin ein Panel von zwölf Genen bestimmt, die für die Verstoffwechslung von Arzneistoffen wichtig sind, dem verantwortlichen Heilberufler das Ergebnis mitgeteilt und dem Patienten in Form eines Medication Safety Code (MDS) auf einer Chipkarte zur Verfügung gestellt. Es wurde also nicht nur das Gen bestimmt, das am Metabolismus des sogenannten Index-Arzneistoffs beteiligt ist. Somit konnte das Ergebnis der Genotypisierung während des Studienzeitraums gegebenenfalls auch für die Dosisanpassung anderer Arzneistoffe genutzt werden. Die Heilberufler waren zuvor entsprechend geschult worden. Ob sie die Empfehlungen tatsächlich umsetzten, wurde allerdings nicht überprüft.
Die 3602 Patienten der Kontrollgruppe erhielten die Genotypisierung samt MDS-Chipkarte erst am Ende des Follow-up-Zeitraums, der mindestens zwölf Wochen und längstens 18 Monate betrug. Bei ihnen konnte somit während der Studie keine genotypabhängige Dosisanpassung erfolgen.
Berücksichtigte man nur die 1558 Probanden, bei denen anhand des Testergebnisses eine Anpassung der Dosis des Index-Arzneistoffs ratsam war/gewesen wäre, traten klinisch relevante Nebenwirkungen in der Studiengruppe bei 152 von 725 Probanden auf (21,0 Prozent) und in der Kontrollgruppe bei 231 von 833 (27,7 Prozent). Bezogen auf alle auswertbaren Teilnehmer lag die Nebenwirkungs-Inzidenz bei 628 von 2923 (21,5 Prozent) in der Studiengruppe versus 934 von 3270 in der Kontrollgruppe (28,6 Prozent). Beides bedeutete jeweils eine Reduktion des Nebenwirkungsrisikos um 30 Prozent in der Studiengruppe (Odds Ratio 0,70).
Die Autoren um Professor Dr. Jesse J. Swen von der Universität Leiden in den Niederlanden ziehen daraus folgendes Fazit: Das in dieser Studie verwendete zwölf Gene umfassende pharmakogenetische Panel reduzierte das Auftreten von klinisch relevanten Nebenwirkungen signifikant und war in den Gesundheitssystemen und Settings verschiedener europäischer Länder anwendbar. Eine breite Implementation des Tests könnte die Arzneimittelanwendung sicherer machen.