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Erdnussallergie

Allergische Reaktionen unter oraler Immuntherapie häufig

Eine orale Immuntherapie geht bei Personen mit Erdnussallergie mit einem deutlich erhöhten Anaphylaxierisiko einher. Das ergab eine Metaanalyse von zwölf Studien, die nun im Fachjournal »The Lancet« erschien. Die nachweislich einsetzende Desensibilisierung wird somit mit vermehrten allergischen Reaktionen erkauft.
Christina Hohmann-Jeddi
26.04.2019  15:10 Uhr

Nahrungsmittelallergien sind ein wachsendes weltweites Problem. In Europa und Nordamerika sind etwa sechs Millionen Menschen betroffen, heißt es in der Publikation. Während sich Allergien gegen Hühnerei und Milch häufig im Alter von fünf bis zehn Jahren auswachsen, bleiben Allergien gegen Erdnüsse in der Mehrheit ein Leben lang erhalten. Kontakt mit Erdnüssen kann für Betroffene gefährliche, zum Teil tödliche Folgen haben. Um die allergischen Reaktionen abzuschwächen, wurden orale Immuntherapie-Ansätze entwickelt, bei denen die wiederholte Exposition gegenüber steigenden Allergendosen (häufig in Form von Erdnussmehl) eine Toleranz induzieren soll. Diese Ansätze werden allerdings noch erforscht und befinden sich nicht im Einsatz. Während andere Formen der Immuntherapie, die sublinguale und die subkutane, als sicher und wirksam gelten, sind die Effekte der oralen Immuntherapie (OIT) umstritten.

Ein Team um Dr. Derek Chu von der McMaster University in Ontario, Kanada, analysierte nun die vorhandene Literatur, um den Nutzen und die Gefahren der OIT bei Erdnussallergie zu ermitteln. Insgesamt zwölf klinische Studien von verschiedenen Kontinenten mit zusammen 1041 Probanden und einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von einem Jahr bezogen die Forscher in ihre Metaanalyse ein. Bislang wird der Erfolg der OIT in den klinischen Studien mit in der Regel kleinen Teilnehmerzahlen danach beurteilt, ob die Probanden nach der Intervention unter kontrollierten Bedingungen in der Klinik einen oralen Provokationstest bestehen, also gewisse Proteinmengen vertragen. Und das tun sie auch, wie die Metaanalyse zeigt. Die Chance, den Provokationstest zu bestehen, war nach einer OIT 12,4-mal höher als bei unbehandelten Allergikern.

Allerdings traten unter der Therapie deutlich mehr allergische Reaktionen auf als in den Kontrollgruppen, die Erdnuss strikt mieden und zum Teil ein Placebo erhielten: Unter einer OIT war bei den Probanden im Vergleich zu Allergikern ohne die Therapie das Anaphylaxierisiko um den Faktor 3 erhöht (22,2 versus 7,1 Prozent). Sie benötigten etwa doppelt so häufig Adrenalin als Notfallmedikament und zeigten auch signifikant mehr allergische Reaktionen etwa im Gastrointestinaltrakt, an der Lunge oder der Haut. Das galt sowohl für die Aufdosierungsphase wie auch für die Erhaltungsphase, in der die höchste Dosis weiter eingenommen wird, berichten die Autoren. Diese Dosis (um die 800 mg Erdnussprotein) soll auch nach Studienende täglich aufgenommen werden. 

Zum Teil waren die Gründe für allergische Reaktionen identifizierbar, etwa Dosierung auf leeren Magen oder bei vorliegender Infektion. Bei vielen Reaktionen konnte aber keine Ursache ermittelt werden. Ein weiteres Ergebnis der Analyse war, dass sich die Lebensqualität, die in drei der zwölf Studien mit untersucht wurde, durch die OIT nicht verbesserte.

Die Autoren folgern daraus zum einen, dass die OIT-Regime noch verbessert werden müssen. Das momentan erhöhte Risiko für allergische Reaktionen unter der Therapie spreche gegen eine breite Anwendung bei Erdnussallergikern. Zum anderen fordern Chu und seine Kollegen größere klinische Studien mit relevanteren klinischen Endpunkten: neben der maximal im Provokationstest tolerierten Allergenmenge sollte auch das Risiko für allergische Reaktionen und Anaphylaxien ermittelt werden. Desweiteren sei eine höhere Probandenzahl nötig, um die Risiken besser abschätzen zu können, denn diese seien erst in der Metaanalyse, aber nicht in den Einzelstudien aufgefallen.

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