Alkohol bringt das Herz aus dem Takt – akut und chronisch |
Laura Rudolph |
04.10.2024 16:20 Uhr |
Alkohol kann ab einem gewissen Pegel die autonomen regulatorischen Prozesse des Herzens beeinträchtigen. / © Adobe Stock/mdoelle
Ethanol ist eines der stärksten Zellgifte überhaupt. Die frühere Annahme, Alkohol sei in Maßen unbedenklich für die Gesundheit, ist mittlerweile widerlegt. So rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) neuerdings zur Abstinenz.
Während die langfristigen Folgen des Konsums bereits besser erforscht sind, gibt es nur wenige Studien zu den Auswirkungen akuten, exzessiven Alkoholkonsums. Diese Lücke wollten Forschende vom LMU Klinikum in München schließen. Sie untersuchten in der Studie MunichBREW II, wie Alkoholkonsum EKG-Parameter über mehrere Tage beeinflusst, und veröffentlichten die Ergebnisse im »European Heart Journal«. Mehr als 5 Prozent der ansonsten gesunden Probanden der Studie entwickelten nach dem Trinken klinisch relevante Herz-Rhythmus-Störungen. Es handelt sich um die weltweit bisher größte Studie zu diesem Thema.
Zwischen Oktober 2016 und Juli 2017 rekrutierte das Team um Professor Dr. Stefan Brunner 202 gesunde, jüngere Erwachsene (Durchschnittsalter 29,9 ± 10,6 Jahre), die sich bereit erklärten, im Dienste der Wissenschaft Alkohol zu trinken. Mit mobilem Equipment rückten die Forschenden zu »diversen kleinen Feierlichkeiten« aus, bei denen die Wahrscheinlichkeit hoch war, »dass viele der Partygänger mindestens 1,2 Promille erreichen würden«, erklärte Erstautor Brunner in einer Pressemitteilung. Dieser Zielwert beruhte auf früheren Beobachtungen, die auf verstärkte EKG-Veränderungen ab einer BAK von 1,1 Promille hinwiesen.
Alle Probanden erhielten ein Langzeit-EKG über 48 Stunden, wobei unterschieden wurde zwischen dem Ausgangswert (Stunde 0), der Trinkphase (Stunden 1 bis 5), der Erholungsphase (Stunden 6 bis 19) und zwei Kontrollphasen jeweils 24 Stunden nach der Trink- beziehungsweise der Erholungsphase.
Die akuten Alkoholwerte während der Trinkperiode ermittelten die Forschenden mehrfach via Atemluft-Test, Herzfrequenz und -rhythmus via Langzeit-EKG. Diese hatten »trotz der ausgelassenen Stimmung der Studienteilnehmenden fast durchweg eine hohe Qualität«, heißt es in der Mitteilung.