ALBVVG verwaltet nur den Mangel |
Hubmann beklagte, dass die Apothekenteams die vereinfachten Austauschregeln derzeit nicht rechtssicher anwenden könnten. Grund dafür sei, dass sich der DAV mit dem GKV-Spitzenverband wegen unterschiedlicher Rechtsauffassungen noch nicht über die Auslegung der gelockerten Regeln einigen konnte. Der Kassenverband lege die Regeln sehr eng aus. Der DAV habe deshalb kürzlich einen Brief ans Bundesgesundheitsministerium geschrieben und um Rechtsauskunft gebeten. Aus diesem Grund sei es für die Teams zurzeit schwierig, Arzneimittel schnell zu beschaffen, da sie dann Retaxationen befürchten müssten. Hubmann kritisierte die »Blockadehaltung« des GKV-Spitzenverbandes. Auch zum Wegfall der Präqualifizierung werde es noch Verhandlungen mit dem Kassenverband geben. »Ich hoffe, dass wir nicht ins Schiedsverfahren müssen«, sagte Hubmann.
Die Situation im Krankenhaus schilderte Hug, Direktor der Klinikumsapotheke des Uniklinikums Freiburg. Auch bei den Krankenhausapothekern habe das neue Gesetz die Versorgung nicht verbessert. Hug kritisierte die erhöhten Bevorratungsverpflichtungen. Es sei sehr schwierig, bei den Pharmaherstellern genügend Medikamente zu bekommen. Zudem fehlten diese dann an anderer Stelle. Wichtiger sei, das Frühwarnsystem weiter zu verbessern. »Wir brauchen eine frühere Ankündigung, dass es bei bestimmten Produkten einen Engpass geben wird«, forderte Hug.
Kritisch äußerte sich auch Schmitz. Durch die Pflicht, Arzneimittel länger zu bevorraten, verschlimmere das Gesetz das Engpass-Problem sogar noch. »Das ist kontraproduktiv«, sagte sie. Zudem koste die Bevorratung viel Geld. Ob die Hersteller im kommenden Winter genügend Medikamente liefern könnten, sei unklar: »Das ist wie ein Blick in die Kristallkugel«. Die BAH-Expertin hält es nicht für realistisch, Generika wieder in größerem Stil in Europa herzustellen. Es gebe zu viele Probleme, die das verhinderten. Wegen bürokratischer Auflagen werde der Aufbau von Produktionsstätten Jahre dauern und die Suche nach Standorten sei ebenfalls schwierig.
»Der Generikamarkt ist kaputt gespart worden. Die Preise sind zu niedrig«, beschrieb Schubert-Zsilavecz die Problematik. Er warnte davor, bei patentgeschützten Arzneimitteln die »gleichen Fehler« zu machen. Dann bestehe das Risiko, dass auch diese Arzneimittel nicht mehr verfügbar seien. Er forderte einen globalen Ansatz, um das Problem der Lieferengpässe in den Griff zu bekommen. Generell müsse man sich von der »Vorstellung verabschieden, dass es möglich sein wird, alles zurückzuholen«, so Schubert-Zsilavecz.