Aktuelle Entwicklungen in Sachen Impfungen |
Wenn es um die Grippeimpfquote geht, hat Deutschland noch deutlich Luft nach oben, sagte Dr. Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlands. Dabei könnten die Apotheken mithelfen. Lehr stellte die Evaluation des Modellprojekts zur Grippeimpfung im Saarland vor, in dem in der letzten und vorletzten Saison verschiedene Aspekte abgefragt wurden. Obwohl bis in den März hinein geimpft worden war, fanden die meisten Impfungen im November statt. Im ersten Jahr benötigten die Apotheken durchschnittlich 15 Minuten für eine Impfung, im zweiten Jahr nur noch elf Minuten.
Auf das Angebot sind die Impfwilligen auf verschiedenen Wegen aufmerksam geworden: Information in der Apotheke, Mund-zu-Mund-Propaganda und Flyer in der Apotheke wurden dabei häufig genannt. Auch die Zufriedenheit mit den Informationen zur Impfung und der Impfung selbst wurden erfragt. Beide wurden von den meisten Befragten als sehr gut oder gut bewertet.
Als Gründe für die Entscheidung, sich in der Apotheke impfen zu lassen, nannten sie unter anderem die gute Erreichbarkeit und die Kompetenz der Mitarbeiter. Wichtig war für viele der Befragten auch, dass sie für die Impfung keine Wartezeiten in Kauf nehmen mussten. Rund 90 Prozent der Befragten würden sich sicher oder wahrscheinlich auch gegen andere Erkrankungen in der Apotheke impfen lassen, wenn dies angeboten würde.
Think big: Rund 250.000 Impfungen gegen Covid-19 wurden in den Impfzentren von Apotheker Dr. Björn Schittenhelm, Inhaber der Alamannen- und Schönach-Apotheke Holzgerlingen und der Bären-Apotheke in Esslingen, durchgeführt. Allein beim »Holzgerlinger Impfmarathon« waren es rund 5000 Impfungen an einem Tag mit durchschnittlich 2:40 Minuten pro Impfung; 17 Ärzte, 250 Helfer aus der Gemeinde und Sponsoren aus der regionalen Wirtschaft waren beteiligt. Das Angebot entstand, als die Schließung der Impfzentren eine große Lücke hinterließ. Schwere Reaktionen oder Notfälle seien dabei bisher nicht aufgetreten, berichtete er.
Es geht aber auch kleiner: Um Impfungen anzubieten, ist nicht viel Platz erforderlich. In der Diskussion kamen aber auch Probleme zur Sprache: Woher die Zeit nehmen und woher das Personal? Hier seien auch bei vorhandenem guten Willen die Kapazitäten häufig begrenzt. Impfungen zu bestimmten Zeiten nicht während des ganzen Tages anzubieten, war eine der genannten Möglichkeiten. So kämen etwa Abendstunden oder Zeiten am Samstag infrage, was auch die Konkurrenz-Diskussion mit Ärzten den Wind aus den Segeln nehmen könne.
Das Impf-Angebot in der Apotheke richte sich dann ausdrücklich nicht an deren Patienten, sondern an Personen, die wenig Anlass oder Gelegenheit zum Arztbesuch haben, etwa jüngere Menschen und Berufstätige. So wurde auf eine Umfrage verwiesen, wonach 50 Prozent der Befragten keinen festen Hausarzt hatten. Aber auch bei Hausarztmangel könne das Angebot eine Lücke füllen. Kreative Lösungen seien gefragt, wenn man in der Apotheke Impfungen anbieten möchte, aber häufig ließen sich auch welche finden, so eine Teilnehmerin.
Der Tag der Offizin-Pharmazie findet stets im Anschluss an die Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) statt und wird gemeinsam mit der jeweiligen Landesapothekerkammer durchgeführt.