Ärzte und Apotheker fordern gemeinsam Reformen |
Das Schreiben der Apothekerin aus Niederbayern ist Teil einer Kampagne, zu der sich kürzlich Ärzte und Apotheker zusammengeschlossen haben. So haben die Interessengemeinschaft Medizin (IG Med) und der Verein Freie Apothekerschaft einen Brandbrief an den Bundesgesundheitsminister geschickt. Darin betonen sie, dass sich Ärzte und Apotheker zu einer »neuen Geschlossenheit der Gesundheitsberufe« zusammenfänden. In dem Brief sorgen sich die Verfasser um die medizinische Versorgung der Bevölkerung in Deutschland. Durch »falsche politische Weichenstellung der letzten 20 Jahre und insbesondere der letzten Monate« seien Praxen und Apotheken »regelrecht ausgeblutet«.
In dem Schreiben fordern die Vertreter der IG Med und der Freien Apothekerschaft Lauterbach auf, die Sozialgesetzgebung zu überarbeiten, um wieder Bedingungen zu schaffen, unter denen medizinische Versorgung gelingen könne. Die Verfasser empfinden es »als Ungerechtigkeit, wie wir von der Politik, den Sozialgerichten und den Krankenkassen behandelt werden«. Unter solchen Bedingungen vergehe ihnen die »Lust, weiter für die medizinische Versorgung verantwortlich zu sein und dafür auch noch eigenes Geld mitzubringen«, heißt es in dem Schreiben. Die Kritik der Verfasser entzündet sich dabei vor allem an den Nullretaxationen auf Apothekenseite sowie Regressen und Wirtschaftlichkeitsprüfungen auf Ärzteseite. IG Med und Freie Apothekerschaft wollen diese Zustände nicht länger hinnehmen, betonen sie. Sie seien gesprächsbereit, wollen aber auch das Gesundheitswesen vor »politischem Unverstand und gesetzlich verordnetem Schaden bewahren«, heißt es in dem Brief.
In der 2018 gegründeten IG Med haben sich niedergelassene Ärzte aller Fachrichtungen zusammengeschlossen, um laut ihrer Website »gefährlichen Entwicklungen im Gesundheitssystem der letzten Jahre Einhalt zu gebieten und würdige Bedingungen für unsere Arbeit zu erkämpfen«. Die Kassenärztlichen Vereinigungen und Landesärztekammern sehen sie als »verlängerten Arm« der Politik an. Die Freie Apothekerschaft setzt sich für die Interessen selbstständiger Apotheker ein. »Die Kooperation mit den Ärzten von der IG Med ist sehr angenehm«, sagt Daniela Hänel, 1. Vorsitzende der Freien Apothekerschaft. Ziel sei es, das gegenseitige Verständnis und damit die Zusammenarbeit zu verbessern. Gemeinsam könnten sich beide Berufsgruppen besser Gehör verschaffen. »Die Kollegen sind sehr froh, dass wir etwas unternehmen und uns für eine Verbesserung der Situation der Ärzte und der Apotheker einsetzen«, betonte Hänel.