Pharmazeutische Zeitung online
Briefe an Lauterbach

Ärzte und Apotheker fordern gemeinsam Reformen

Als Reaktion auf die Sparpläne der Bundesregierung hat eine Apothekerin aus Niederbayern einen Brief an Karl Lauterbach geschrieben, in dem sie eine Strukturreform fordert. Ansonsten sieht sie die flächendeckende Versorgung in Gefahr. Der Brief ist Teil einer Kampagne, in der sich Ärzte und Apotheker zusammengeschlossen haben.
Anne Orth
04.08.2022  17:06 Uhr

Als »schallende Ohrfeige für alle Apothekerinnen und Apotheker« hat die ABDA den Entwurf des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes bezeichnet, mit dem die Bundesregierung das Defizit der Krankenkassen ausgleichen will. Die Kritik der ABDA entzündet sich dabei in erster Linie am Apothekenabschlag, der in den Jahren 2023 und 2024 auf 2 Euro erhöht werden soll. Die Apotheker, die während der Pandemie zahlreiche Sonderaufgaben übernommen haben, würden durch die rigiden Sparmaßnahmen bestraft, kritisierte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening.

Nun hat eine Apothekerin aus Niederbayern einen Brief an Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) verfasst, der der PZ vorliegt. Darin kritisiert sie, dass das Spargesetz Apotheker über Gebühr belaste; sinnvoll wäre hingegen eine strukturelle Reform des Kassensystems. Die Apotheker wären durch zusätzliche Aufgaben, die sie ohne entsprechende Bezahlung leisten müssten, ohnehin schon stark belastet, heißt es in dem Schreiben. Als Beispiele nennt die Verfasserin Rabattverträge, die die Apotheker den Patienten täglich erläutern müssten. Unterschiedliche Vertragswerke der verschiedenen Krankenkassen sowie Lieferengpässe bei Arzneimitteln verursachten ebenfalls einen hohen Mehraufwand, der die Apotheker an ihre Grenzen brächten.

Der Brief der Apothekerin schließt mit der Bitte an Lauterbach, »keine Gesetze als Schnellschuss ins Leben zu rufen, die die flächendeckende Versorgung gefährden, sondern eine Reform in Angriff zu nehmen, die langfristig das System stabilisiert.« Nötig sei eine Reform des Kassenwesens, eine angemessene Bezahlung für alle Leistungserbringer und eine Sicherstellung der Lieferketten. Die Apothekerin fordert Lauterbach zudem auf, Rahmenbedingungen zu schaffen, die dafür sorgten, dass sich junge Ärzte auf dem Land ansiedelten und dass Apotheken gegen die Konkurrenz aus dem Internet bestehen könnten. Den Brief in voller Länge finden Sie in der PZ-Ausgabe 32/2022 in der Rubrik »Forum«.

Kampagne von IG Med und Freier Apothekerschaft

Das Schreiben der Apothekerin aus Niederbayern ist Teil einer Kampagne, zu der sich kürzlich Ärzte und Apotheker zusammengeschlossen haben. So haben die Interessengemeinschaft Medizin (IG Med) und der Verein Freie Apothekerschaft einen Brandbrief an den Bundesgesundheitsminister geschickt. Darin betonen sie, dass sich Ärzte und Apotheker zu einer »neuen Geschlossenheit der Gesundheitsberufe« zusammenfänden. In dem Brief sorgen sich die Verfasser um die medizinische Versorgung der Bevölkerung in Deutschland. Durch »falsche politische Weichenstellung der letzten 20 Jahre und insbesondere der letzten Monate« seien Praxen und Apotheken »regelrecht ausgeblutet«.

In dem Schreiben fordern die Vertreter der IG Med und der Freien Apothekerschaft Lauterbach auf, die Sozialgesetzgebung zu überarbeiten, um wieder Bedingungen zu schaffen, unter denen medizinische Versorgung gelingen könne. Die Verfasser empfinden es »als Ungerechtigkeit, wie wir von der Politik, den Sozialgerichten und den Krankenkassen behandelt werden«. Unter solchen Bedingungen vergehe ihnen die »Lust, weiter für die medizinische Versorgung verantwortlich zu sein und dafür auch noch eigenes Geld mitzubringen«, heißt es in dem Schreiben. Die Kritik der Verfasser entzündet sich dabei vor allem an den Nullretaxationen auf Apothekenseite sowie Regressen und Wirtschaftlichkeitsprüfungen auf Ärzteseite. IG Med und Freie Apothekerschaft wollen diese Zustände nicht länger hinnehmen, betonen sie. Sie seien gesprächsbereit, wollen aber auch das Gesundheitswesen vor »politischem Unverstand und gesetzlich verordnetem Schaden bewahren«, heißt es in dem Brief.

Gemeinsam mehr Gehör verschaffen

In der 2018 gegründeten IG Med haben sich niedergelassene Ärzte aller Fachrichtungen zusammengeschlossen, um laut ihrer Website »gefährlichen Entwicklungen im Gesundheitssystem der letzten Jahre Einhalt zu gebieten und würdige Bedingungen für unsere Arbeit zu erkämpfen«. Die Kassenärztlichen Vereinigungen und Landesärztekammern sehen sie als »verlängerten Arm« der Politik an. Die Freie Apothekerschaft setzt sich für die Interessen selbstständiger Apotheker ein. »Die Kooperation mit den Ärzten von der IG Med ist sehr angenehm«, sagt Daniela Hänel, 1. Vorsitzende der Freien Apothekerschaft. Ziel sei es, das gegenseitige Verständnis und damit die Zusammenarbeit zu verbessern. Gemeinsam könnten sich beide Berufsgruppen besser Gehör verschaffen. »Die Kollegen sind sehr froh, dass wir etwas unternehmen und uns für eine Verbesserung der Situation der Ärzte und der Apotheker einsetzen«, betonte Hänel.

 

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa