Adipös trotz normalem BMI? |
Laura Rudolph |
22.06.2023 08:55 Uhr |
Bei der Adipositas-Untererfassung zeigten sich Unterschiede zwischen Menschen verschiedener ethnischer Abstammung: Eine Fettleibigkeit trotz BMI < 30 kg/m2 lag häufig bei nicht hispanischen Weißen (44 Prozent), Hispano-Amerikanern und Asiaten (beide 49 Prozent) vor, seltener dagegen bei Afroamerikanern (27 Prozent). »Wir zeigen, dass es ethnische Unterschiede in Bezug auf Körperfett, BMI und Körperfettverteilung gibt. Dies könnte Anhaltspunkte für künftige Studien liefern, um zu ermitteln, ob diese Unterschiede möglicherweise die Ursache für die ethnischen Ungleichheiten bei kardiometabolischen Erkrankungen sind«, so Visaria.
Der Internist betonte auf der Jahrestagung der US-Endokrinologen, dass es aufgrund der diagnostischen Ungenauigkeit des BMI wichtig sei, zusätzlich routinemäßig auch den Körperfettanteil zu erfassen. Dies gelinge ohne großen Zeit- und Kostenaufwand etwa über eine Messung des Taillenumfangs oder mit der sogenannten bioelektrischen Impedanzanalyse, die den elektrischen Gesamtwiderstand des Körpers erfasst. Kritisch wird es bei Männern bei einem Taillenumfang ab 102 cm und bei Frauen bei einem Taillenumfang ab 88 cm. Eine DXA-Messung ist zwar das genaueste, aber neben der Magnetresonanztomografie (MRT) auch eines der teuersten Instrumente zur Bestimmung der Adipositas – und dürfte daher zunächst keinen Einzug in die Regelversorgung finden.
»Wir hoffen, dass diese Forschungsergebnisse die Idee einer gewichtsintegrierenden Versorgung unterstützen und es Klinikern ermöglichen, klinische Entscheidungen zu treffen, die nicht ausschließlich von einer BMI-Berechnung abhängen, sondern vielmehr von der Körperzusammensetzung und der Körperfettverteilung«, sagte Visaria abschließend.