Pharmazeutische Zeitung online
Atemwegsinfekte

Abwarten spart Antibiotika ein

Die ärztliche Empfehlung, ein Rezept für ein Antibiotikum bei Atemwegsinfekten erst verzögert einzulösen, könnte den Antibiotikaverbrauch deutlich verringern – häufig ohne große Einbußen in Wirksamkeit und Patientenzufriedenheit. Das legt ein aktuelles Cochrane-Review nahe.
Laura Rudolph
03.11.2023  12:30 Uhr

Patienten mit Atemwegserkrankungen nehmen häufig ein Antibiotikum ein, obwohl dies (noch) nicht nötig wäre. Ärzte könnten dem vorbeugen, indem sie Patienten zwar in begründeten Fällen ein Rezept ausstellen, aber empfehlen, dieses frühestens nach 48 Stunden einzulösen – falls sich die Symptome bis dahin nicht von alleine gebessert haben. In einem aktuellen Cochrane-Review wurde untersuchte, wie sich eine solche Verschreibungspraxis auf den Krankheitsverlauf und die Patientenzufriedenheit auswirkt. Verglichen wurde die verzögerte Antibiotikaeinnahme mit der unmittelbaren oder gar keiner Anwendung.

Das Review umfasst zwölf randomisiert-kontrollierte Studien mit insgesamt 3750 Patienten. Elf Studien verglichen unmittelbare und verzögerte Antibiotikaeinnahme, fünf verglichen verzögerte und gar keine Einnahme. Dies ist die vierte Aktualisierung des Reviews (Erstveröffentlichung 2007). Neu hinzugekommen ist eine aktuelle Studie mit 436 Teilnehmenden.

Verzögerte versus sofortige Einnahme

Die Anweisung, das Rezept nur bei Bedarf und erst nach zwei Tagen einzulösen, führte dazu, dass nur 29 Prozent der Patienten das Antibiotikum tatsächlich einnahmen. Von denen, die ihre Verordnung zur unmittelbaren Einlösung erhalten hatten, nahmen dagegen 93 Prozent das Antibiotikum ein. Dabei reduzierte die verzögerte Einnahme verglichen mit der sofortigen nur geringfügig die Patientenzufriedenheit (88 Prozent versus 90 Prozent). 

Ob und wann das Antibiotikum eingenommen wurde, beeinflusste den Verlauf verschiedener Erkrankungen und Symptome unterschiedlich:

  • Bei Husten (vier Studien) machte es keinen Unterschied, ob oder zu welchem Zeitpunkt ein Antibiotikum eingenommen wurde. 
  • Bei einer Halsentzündung (sechs Studien) zeigten sich in  in vier Studien Vorteile der sofortigen Einnahme in Bezug auf Fieber; zwei Studien fanden keine Unterschiede zwischen unmittelbarer und verzögerter Einnahme. Zwei Studien zeigen Vorteile der sofortigen Einnahme in Bezug auf Schmerzen, während zwei Studien keinen Unterschied zwischen unmittelbarer und verzögerter Einnahme nachweisen konnten.
  • Bei akuter Mittelohrentzündung (vier Studien) zeigte eine v on zwei Studien Vorteile der sofortigen Einnahme gegenüber der verzögerten in Bezug auf Schmerzen und Unwohlsein an Tag 3; eine andere fand keinen Unterschied in Bezug auf Fieber. Von zwei Studien, die eine verzögerte mit gar keiner Einnahme  verglichen, zeigte eine  keinen Unterschied in Bezug auf die Schmerz- und Fieberintensität an Tag 3. Die andere fand bei Kindern keinen Unterschied in Bezug auf Fieber(freiheit) an Tag 3.
  • Bei einem grippalen Infekt (zwei Studien) war die sofortige Einnahme der verzögerten nicht überlegen. Die verzögerte Einnahme wirkte sich positiver auf Schmerzen, Fieber und Hustendauer aus im Vergleich zu keiner Einnahme.

Studien zu unerwünschten Reaktionen zeigten entweder keinen oder nicht signifikante Unterschiede zwischen den Einnahmezeitpunkten; sie waren allerdings von niedriger Evidenz. Zu Antibiotikaresistenzen gab es keine Daten. Die Rate an Folgebesuchen beim Arzt unterschied sich nicht in Abhängigkeit davon, ob und wann die Patienten das Antibiotikum eingenommen hatten. Vier Studien zu Begleitmedikation zeigten, dass Patienten unter der sofortigen Einnahme eines Antibiotikums weniger Paracetamol einnahmen.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa