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Impfstoffeffizienz

Abnehmender Schutz vor der Delta-Variante

Es werden immer mehr Impfdurchbrüche gemeldet. Dies ist bei steigender Impfquote nicht per se verwunderlich. Dennoch bereitet der Trend auch Sorgen. Es stellt sich die Frage, wann und in welcher Reihenfolge Geimpfte zu einer Auffrischimpfung aufgefordert werden sollten.
Theo Dingermann
28.10.2021  07:00 Uhr

Covid-19-Impfungen sollen idealerweise sowohl vor schweren Krankheitsverläufen schützen als auch eine Infektion mit dem Virus verhindern. Diesem Anspruch genügen die meisten bisher zugelassenen Impfstoffe hervorragend. Allerdings ist auch klar, dass mit der Zeit die Effektivität der Impfung nachlässt. Dies gilt besonders dann, wenn die Gefahr besteht, sich mit der Delta-Variante zu infizieren. So ist es wichtig, auf epidemiologische Daten zugreifen zu können, um validere Aussagen zur Abnahme des Immunschutzes über die Zeit machen zu können.

Zwei aktuelle Studien widmen sich diesem Problem. Die eine wurde als Preprint auf dem Server »Medrxiv« publiziert. Hier untersuchten David W. Eyre von der Universität Oxford und Kollegen das Schutzpotenzial einer Impfung mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff Comirnaty® oder mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff Vaxzevria® vor einer Übertragung der Alpha- und Delta-Virusvarianten. Sie analysierten die Daten von mehr als 150.000 Kontaktpersonen mit knapp 100.000 Indexfällen.

Von den Kontaktpersonen wurden circa 37 Prozent über die Zeit PCR-positiv getestet. Das Alter der Indexfälle und der Kontaktpersonen lag im Median jeweils bei 38 Jahren. Die Kontakte fanden zu 70 Prozent im Haushalt statt, ferner bei Hausbesuchern, Veranstaltungen und Aktivitäten sowie während der Arbeit.

Wie erwartet war die PCR-Positivität bei ungeimpften Kontakten am höchsten (49 Prozent), gefolgt von teilweise mit Vaxzevria geimpften Personen (33 Prozent) und von teilweise mit mit Comirnaty geimpften Personen (32 Prozent). Nach vollständiger Impfung mit Vaxzevria betrug die PCR-Positivität bei Kontaktpersonen 23 Prozent und nach vollständiger Impfung mit Comirnaty 17 Prozent.

Es wurden mehr mit Comirnaty geimpfte Kontakte PCR-positiv getestet, die sich mit der Delta-Varianten infiziert hatten. Für Kontakte, die mit Vaxzevria geimpfte worden waren, wurde dieser Unterschied zwischen der Alpha- und der Delta-Variante nicht beobachtet. Dennoch blieben zwei Dosen Comirnaty gegen die Delta-Variante wirksamer als zwei Dosen Vaxzevria.

Im Laufe der Zeit nahm dann der impfstoffassoziierte Übertragungsschutz teilweise deutlich ab. Unabhängig vom Impfstatus der Kontaktpersonen stieg ab der zweiten Woche nach Abschluss der Grundimmunisierung für jede Verdopplung der Wochen die Rate der PCR-positiv getesteten Kontaktpersonen um den Faktor 1,13 nach einer Impfung mit Vaxzevria und um den Faktor 1,20 nach einer Impfung mit Comirnaty an. Gegenüber der Alpha-Variante war der Schutz vor einer Übertragung auch nach zwölf Wochen immer noch gut. Gegenüber der Delta-Varianten war jedoch ein Schutz vor einer Infektion fast nicht mehr gegeben, insbesondere wenn mit Vaxzevria geimpft worden war. Zu diesem Zeitpunkt besaßen vollständig mit Vaxzevria Geimpfte eine ähnliche Schutzwirkung vor der Delta-Variante wie Ungeimpfte.

Die Daten einer großen Metaanalyse

Bei der zweite Studie handelt es sich um eine Metanalyse zur Wirksamkeit von Covid-19-Impfstoffen gegen Infektionen mit der Delta-Variante. In dieser Analyse fassen Thomas Harder und Kollegen vom Robert-Koch Institut Resultate aus verschiedenen Publikationen zusammen. Dabei handelt es sich um eine Zwischenauswertung einer laufenden systematischen Analyse von Arbeiten über den Zeitraum 1. Januar bis 25. August 2021.

Werte zur Impfstoffeffektivität gegen jede Art von Infektion für alle Altersgruppen lagen zwischen 49 und 82 Prozent; in einer Studie mit Informationen zu 18- bis 34-Jährigen wurde eine Impfstoffeffektivität von 90 Prozent berichtet. Gepoolt über alle Studien hinweg betrug die Impfstoffeffektivität 66,9 Prozent.

Zwei der ausgewerteten Arbeiten analysierten die Impfstoffeffektivität gegenüber asymptomatischen Infektionen. Diese Studien wurden im Vereinigten Königreich und in Katar durchgeführt. Die Schätzwerte lagen zwischen 35,9 und 80,2 Prozent. Gepoolt betrug die Impfstoffeffektivität gegenüber asymptomatischen Infektionen 63,1 Prozent.

Neun Arbeiten befassten sich mit der Wirksamkeit von Covid-19-Impfstoffen gegenüber symptomatischen SARS-CoV-2-Infektionen. In sechs dieser Studien wurde mehr als einen Impfstoff untersucht. Die Impfstoffeffizienz lag hier zwischen 56 und 87,9 Prozent. Gepoolt über alle Studien hinweg schützten die Impfstoffe vor symptomatischen Infektionen zu 75,7 Prozent.

In drei Studien wurde der Schutz der Impfstoffe vor einem schweren Krankheitsverlauf bewertet. Die Autoren fanden Effektivitäten von 81,5 bis 100 Prozent. Der gepoolte Wert betrug 93,8 Prozent.

Vor einem Krankenhausaufenthalt schützten die Impfstoffe zwischen 75 und 96 Prozent. Gepoolt ergab sich ein Wert von 90,9 Prozent. Diese Daten beruhen auf vier Studien. Keine der in der Metaanalyse eingeschlossen Studien berichtete Ergebnisse zum Schutz vor einer Behandlung auf der Intensivstation, vor Intubation oder Tod.

Schließlich sind auch noch zwei Kohortenstudien aus den USA aufgeführt, in denen der Impfschutz zu verschiedenen Zeitpunkt nach einer Grundimmunisierung untersucht wurde. Einmal wird eine Abnahme des Schutzes durch den Comirnaty-Impfstoff von 93 Prozent nach der Impfung auf 53 Prozent nach mindestens vier Monaten berichtet. Die andere Studie untersuchte den Schutz durch alle von der US-amerikanischen FDA zugelassenen Impfstoffe bei Beschäftigten im Gesundheitswesen. Die Autoren dieser Arbeit fanden eine nicht signifikant absinkende Impfstoffeffizienz von anfangs 85 Prozent auf 73 Prozent nach mindestens fünf Monaten.

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