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Halsschmerzen

Abkehr von Antibiotika-Therapie

Die Therapie von Halsschmerzen hat sich gewandelt. Verzicht auf (Lokal-)Antibiotika und symptomatische Therapie wann immer möglich, heißen jetzt die Grundzüge. Antibiotic Stewardship ist vor allem in der winterlichen Infektionszeit auch in der Apotheke ein wichtiges Konzept.
Elke Wolf
14.11.2022  12:00 Uhr

»Aktuelle Studiendaten deuten darauf hin, dass Virusinfektionen der Atemwege Patienten für bakterielle Coinfektionen prädisponieren, was zu schweren Krankheitsverläufen führen kann. Die durch die Erstinfektion hervorgerufene Entzündungsreaktion begünstigt die Adhäsion von Bakterien. Komplikationen führten hier schnell zum Einsatz von Antibiotika und dem Risiko antimikrobieller Resistenzen«, sagte Pharmazieprofessor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz bei der Expopharm in München. »Deshalb ist bei hohen Inzidenzen an respiratorischen Atemwegserkrankungen Antibiotic Stewardship in der ärztlichen Praxis und auch in der Apotheke ein entscheidendes Konzept.«

Bei den aktuell zirkulierenden SARS-CoV-2-Varianten gehören Halsschmerzen zu den häufigsten Erstsymptomen nach der Inkubation. Aber unabhängig davon, ob die Halsschmerzen von einer Covid-19-Erkrankung oder von einer gewöhnlichen Erkältung herrühren: Die aktuelle S3-Leitlinie der Allgemeinmediziner zur Indikation Halsschmerzen/Pharyngitis zeigt »eine klare Abkehr von der Antibiotikatherapie«, sagte Schubert-Zsilavecz. Sämtliche Rachentherapeutika – also Lutschtabletten, Gurgellösungen, Rachensprays – mit Lokalantiseptika und/oder Antibiotika werden von den Leitlinienautoren nicht empfohlen. Abgesehen von der mangelnden Evidenz sei die Anwendung dieser Präparate bei einer mehrheitlich viral bedingten Infektion nicht nachvollziehbar und nicht sinnvoll. »Lokalantiseptika sind konzentrationsabhängig zytotoxisch und wirken nur an der Oberfläche, während sich die wesentliche Infektion in der Tiefe des Gewebes abspielt«, heißt es dort.

Als rationalen Ansatz zur Behandlung von akuten Halsschmerzen sehen die Leitlinienautoren vielmehr die symptomatische Therapie mit lokalanästhetischen und antientzündlichen Wirkstoffen. Das sind entweder Lutschtabletten mit Lokalanästhetika wie Benzocain (zum Beispiel Dolo-Dobendan®, Anaesthesin® Pastillen) oder Ambroxol (wie Mucoangin® Lutschtabletten) sowie mit nicht steroidalen Antirheumatika (wie Flurbiprofen in Dobendan® Direkt) oder bei starken Schmerzen orale NSAR. Bei Letzteren wird die Leitlinie sehr konkret und nennt explizit Ibuprofen und Naproxen, auch aufgrund ihres günstigen Risikoprofils. Bei den Lokalanästhetika und NSAR zum Lutschen macht sie dagegen keine genaueren Angaben. Bei den Lokaltherapeutika ist jedoch laut Leitlinie nur ein moderater Effekt zu erwarten.

»Beide Empfehlungen der Leitlinie, also für Lokalanästhetika und NSAR sowie gegen Lokalantiseptika und Antibiotika, sind gleich wichtig«, betonte der Apotheker. Auch lokal im Mund- und Rachenraum anzuwendende Lokalantibiotika können in ihrer niedrigen Dosierung die Bildung von (Kreuz-)Resistenzen bei häufigen humanen Erregern fördern, wie etwa eine 2020 publizierte In-vitro-Studie zeigt. Die Erreger wurden mit geringen Mengen lokal wirksamer Antibiotika inkubiert. Fünf von neun der untersuchten Pathogene wurden unempfindlich gegen die eingesetzten und weitere Antibiotika, so das Ergebnis.

Eine apothekerlich begleitete Selbstmedikation der Halsbeschwerden im Zuge eines respiratorischen Infekts hält Schubert-Zsilavecz in jedem Fall für sinnvoll, »um den Viren den Boden zu entziehen. Letztendlich hilft sie, bakterielle Infektionen zu verhindern. Wir sollten lernen, NSAR nicht nur als Analgetika zu betrachten, sondern auch ihre antiphlogistische Wirkkomponente besser zu nutzen«.

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