Abhängigkeit von China bei Antibiotika birgt Risiken |
Als Grund, warum nur wenige Hersteller in Europa Antibiotika-Wirkstoffe produzieren, nennt Pro Generika mangelnde Wirtschaftlichkeit. Die Herstellung von Antibiotika sei so aufwendig, dass sie sich oft nicht mehr lohne. Für eine Packung Doxycyclin etwa erhalte der Hersteller 42 Cent und müsse darauf nochmal Rabatte gewähren.
In der Folge reduzierten Hersteller Kapazitäten oder stiegen ganz aus. Bei Doxycyclin sei die Zahl europäischer Hersteller im vergangenen Jahr von vier auf zwei gefallen. Es waren einmal 20 Anbieter im Markt.
Dennoch gebe es noch Werke in Europa, die Antibiotika-Wirkstoffe für europäische Patienten herstellen – zum Beispiel im österreichischen Kundl oder im portugiesischen Labesfal. Pro Generika fordert, diese zu stärken und auszubauen oder gar neue zu errichten. »Dafür braucht es Anreize für die Unternehmen und politischen Willen. Ersteres fehlt komplett – und das zweite ist schwer erkennbar«, kritisiert der Verband.
Seit Ende Juli 2023 ist das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) in Kraft, das Engpässen vorbeugen soll. Dieses schreibt vor, dass in einem Rabattvertrag die Hälfte des Wirkstoffs von einem Hersteller mit europäischer Quelle kommen muss. Das gilt unter anderem für Antibiotika.
Nach einem Jahr ALBVVG zieht Pro Generika jedoch keine positive Bilanz. Die Effekte des Gesetzes seien »allenfalls marginal«. Weder führe es dazu, dass neue Generika-Werke in Europa entstünden, noch dass bislang viele Zuschläge an europäische Wirkstoffhersteller vergeben werden konnten. Am strukturellen Problem, wonach sich die Arzneimittelhersteller zurückziehen, wenn die Produktion für sie wirtschaftlich nicht mehr machbar ist, habe sich nichts geändert, kritisiert der Verband.