| 17.12.2025 14:28 Uhr |
Unter dem Motto »Versorgungsblackout« demonstrieren bereits heute bundesweit Apotheken gegen die umstrittene Apothekenreform. Ein symbolischer Blackout soll der Bevölkerung zeigen, was ein Verschwinden der Apotheken vor Ort für sie bedeuten würde. Dazu bleibt heute in alle teilnehmenden Apotheken das Licht aus. Zeitpunkt und Länge der Maßnahmen ist jeder Apotheke freigestellt. Hier einige Stimmen von Apothekeninhabern und -inhaberinnen zur heutigen Aktion.
In der Einhorn-Apotheke in Gladbeck in Nordrhein-Westfalen sind die Lichter schon seit Montag aus, nur die Notbeleuchtung ist eingeschaltet. Inhaber Benjamin Libor will damit davor warnen, dass es finster werden könnte für die Versorgung, wenn die Bundesregierung die umstrittenen Pläne tatsächlich auf den Weg bringt. Bislang deutet alles darauf hin, dass zentrale Schmerzpunkte im geplanten Apothekenversorgung-Weiterentwicklungsgesetz (ApoVWG) Bestandteil der Reform bleiben.
»Wir müssen uns gemeinsam gegen die Pläne stellen und zeigen, dass die Apotheken ohne bessere Rahmenbedingungen ernsthaft in Gefahr sind«, so Libor zur PZ. In Gladbeck seien die Apotheken gut vernetzt, an der Protestaktion »Versorgungsblackout« würden sich alle Offizinen in der Stadt beteiligen. Vorab habe man sich dazu kurzgeschlossen, schnell sei klar gewesen, dass ein solcher Protest nur geschlossen Wirkung zeigen könne.
Deutlichen Eindruck auf die Kundinnen und Kunden habe die Abdunklung schon gemacht, so Libor. Viele hätten nicht gewusst, ob sie überhaupt die Apotheke betreten dürften. »Viele waren entsetzt, als sie hörten, wie schlecht es den Apotheken geht«, berichtet Libor. Die Dekoration in seinem Schaufenster lasse viele Menschen innehalten, gerade Familien blieben stehen und informierten sich über den Protest und seine Gründe.
Je nachdem, wie die Gesetzespläne sich entwickeln, wollen Libor und sein Team weiter protestieren und sich an Aktionen beteiligen, die weniger »harmlos« sind, als das Licht zu löschen. Es sei an der Zeit, dass die Apotheken ihren Frust zum Ausdruck bringen.
Auch in der Mühlenhof-Apotheke in Oldenburg ist heute den ganzen Tag das Licht aus. Für Inhaberin Mayada Otri-Barakat ist es selbstverständlich, dass sie beim Protest mitmacht. Mit Blick auf die anhaltenden vielen Apothekenschließungen und der bislang ausgebliebenen wirtschaftlichen Stärkung durch eine Honorarerhöhung hält sie die Aktion für notwendig. »Das ist wichtig, dass die Apotheken protestieren.« Die Patienten unterstützten die Aktion. »Wir haben die Patienten auf unserer Seite. Die sagen: Das ist gut, dass ihr ein Zeichen setzt«, so Otri-Barakat. Letztlich wüssten die Patienten, dass es um ihre eigene Gesundheit geht.
Otri-Barakat betreibt ihre Apotheke am Stadtrand. Wenn ihre Offizin nicht mehr wäre, dann gäbe es für viele immobile Menschen keine Versorgung mehr, so die Inhaberin.