300 Jahre Berliner Apotheker-Verein |
Wichtig für den Verein war auch der Kauf des Apothekerhauses in der Carmerstraße in Charlottenburg im Jahr 1932. Doch schon ein Jahr später wurde der BAV enteignet – erst nach Ende des 2. Weltkrieges erhielt der Verein im Jahr 1949 seine Immobilie zurück. In Folge der Machtergreifung der Nationalsozialisten war der BAV im Zuge der »Gleichschaltung« vorübergehend aufgelöst worden. Rüdinger sparte in ihrer Rede die dunkle Geschichte mit der Enteignung jüdischer Apotheker nicht aus. Am Ende des Zweiten Weltkriegs waren 60 Prozent der Berliner Apotheken zerstört.
Ein geschichtliches Ereignis, das viele Berliner Apothekerinnen und Apotheker noch persönlich erlebt haben, war die Wiedervereinigung Deutschlands 1990. Schon in diesem Jahr wurde der Vorstand des BAV um Ost-Berliner Kolleginnen und Kollegen erweitert.
»Beim Lesen der Texte aus 300 Jahren Apotheker- & Apothekengeschichte fällt auf, wie ähnlich die Herausforderungen sind, die Apotheker und seit beinahe 125 Jahren auch Apothekerinnen bewältigen mussten und müssen. Schwierige wirtschaftliche Verhältnisse, mangelnde politische Unterstützung, Auseinandersetzungen mit Krankenkassen, Arzneimittelabgabe außerhalb von Apotheken, Versandhandel... um nur einige zu nennen«, resümierte Rüdinger. Angesichts der schon bewältigten Herausforderungen sei sie zuversichtlich, dass auch die nachfolgenden Generationen die vom Staat übertragene Aufgabe der Sicherstellung der Arzneimittelversorgung leisten werden. »Wir geben unsere Freiberuflichkeit und Unabhängigkeit nicht kampflos auf«, schloss Rüdinger ihre Festrede kämpferisch.
Im Anschluss gab es noch eine Würdigung: Rotraud Mörschner wurde für ihr langjähriges Engagement zum Ehrenmitglied des BAV ernannt. Die Laudatio hielt der frühere Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Wagner. Abgerundet wurde der Festakt von zwei Keynotes von Inga Bergen zur Zukunft der Gesundheit und welche Rollen die Apotheken darin spielen, sowie von Sören Flimm: »Resonanz – Menschen verstehen, bewegen, gewinnen.«