300 Jahre Berliner Apotheker-Verein |
Die BAV-Vorsitzende Anke Rüdinger sprach anlässlich der 300-Jahr-Feier des Vereins über alte und neue Herausforderungen des Berufsstands. / Foto: BAV/ Frederik Ferschke
109.573 Tage nach Gründung des BAV zitierte Gastredner Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV), den Gründungmythos: die Abwendung einer Sondersteuer, gegen den sich der Zusammenschluss »Privilegierte Apothecker in der Königlichen Residentzien« erfolgreich zur Wehr setzte. Für Hubmann ein erster Beweis für die Geschlossenheit des Berufsstandes. Der BAV habe als Landesorganisation mit besonderer Nähe zu den Regierenden die Bundesorganisation stets besonders geprägt. Freilich musste sich der BAV nach dem zweiten Weltkrieg und dem Umzug der Regierung nach Bonn eine Zeitlang umorientieren.
ABDA-Vize Mathias Arnold fügte in seinem Grußwort hinzu, dass der Verein in einer Zeit des Umbruchs entstanden sei. Berlin sei sehr schnell gewachsen, weil hier eine offene Politik verfolgt wurde: eine merkantile Handelspolitik und eine liberale Religionspolitik.
Die BAV-Vorsitzende Anke Rüdinger griff die historische Komponente der Vereinsgründung in ihrer Festrede auf: Vor 300 Jahren hätten in Berlin rund 70.000 Menschen gelebt und es gab bereits 21 Apotheken. Nebenbei: Die Apothekendichte sei heute mit knapp 19 Apotheken pro 100.000 Einwohnern in der Hauptstadt deutlich geringer.
Der damalige Magistrat wollte den Apotheken damals eine Sondersteuer auferlegen, einen jährlichen Kanon von fünf Talern. Am 26. November 1723 richteten sich die Berliner Apotheker mit einer gemeinsamen Eingabe an den König. Mit Erfolg: Der König wies den Magistrat an, den Kanon nicht einzuziehen. »Eine wichtige Erfahrung, die unsere damaligen Kollegen veranlasst hat, ihre Anliegen auch in den Folgejahren gemeinsam vorzubringen«, so Rüdinger.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts – das Brandenburger Tor war noch ein Neubau – trafen sich die damals 24 Berliner Apotheker regelmäßig zu Konferenzen. Es ging um Austausch und die Unterstützung von in Not geratenen Kollegen sowie des beruflichen Nachwuchses. Rüdinger zitierte noch eine wichtige Entscheidung aus dem Protokollbuch von 1798: Die »Abschaffung des Gebrauchs, nach welchem die Apotheker den praticierenden Aerzten, sogenannte Weihnachts-Geschenke machen«.
Ein Thema, das sich durch alle drei Jahrhunderte gezogen habe, sei die Berechnung der Arzneimittel gewesen, so Rüdinger. Einschneidend war der Boykott der Apotheken durch die Krankenkassen ab Mai 1901, der erst im Juli 1903 endete. »Es ging – Sie können es sich sicher schon denken – um Rabattforderungen der Krankenkassen, die die Apotheker nicht erfüllen wollten«, berichtete Rüdinger.