2023 der heißeste Sommer in 2000 Jahren |
44 Grad zeigte das Thermometer dieser Apotheke in Cours-la-Ville in der Region Auvergne-Rhône-Alpes in Frankreich am 22. August 2023. / Foto: Imago/Zuma Wire
In den vergangenen 2000 Jahren war kein Sommer in der nördlichen Hemisphäre außerhalb der Tropen so heiß wie der Sommer 2023. Das zeige eine Kombination aus Beobachtungsdaten und Rekonstruktionen, berichten Forscher um Professor Dr. Jan Esper von der Universität Mainz im Fachmagazin «Nature».
Analysiert wurden die Oberflächentemperaturen im Juni, Juli und August in den außertropischen Regionen der nördlichen Hemisphäre (30 bis 90 Grad nördlicher Breite). Die Temperatur in diesem Teil der Nordhalbkugel – in dem unter anderem Europa liegt – lag demnach im Sommer 2023 um 2,07 Grad höher als der Durchschnittswert zwischen 1850 und 1900.
Ausgewertet wurden für die Analyse unter anderem die neun längsten temperaturabhängigen Baumring-Chronologien. Auf die Region im Norden beschränkten sich die Wissenschaftler, weil es für südlichere Länder weniger Langzeit-Temperaturdaten gibt.
Der EU-Klimawandeldienst Copernicus hatte gemeldet, dass der Sommer 2023 global gesehen der mit Abstand heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen 1940 war. «Unser Klima implodiert schneller, als wir mit extremen Wetterereignissen, die jeden Winkel des Planeten treffen, fertig werden können», hatte UN-Generalsekretär Antonio Guterres zu den Daten erklärt.
Die nun vorgelegten Schätzungen bestätigten den beispiellosen Charakter der gegenwärtigen Erwärmung und die Notwendigkeit dringender Maßnahmen zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen, so die Forscher. Klimaexperten zufolge war 2023 möglicherweise gar das wärmste Jahr seit zehntausenden Jahren. Da gab es zwar noch keine Messungen, auf die Werte einst lässt sich aber unter anderem aus der Analyse uralter in Eis eingeschlossener Luftblasen schließen.
Eine weitere aktuelle Studie zeigt, wie sehr der Leidensdruck gerade für ältere Menschen im Zuge des Klimawandels weiter steigen wird. Der Anteil von Menschen weltweit im Alter von 70 oder mehr Jahren, die extremer Hitze ausgesetzt sind, könnte demnach von heute 14 Prozent auf etwa 23 Prozent im Jahr 2050 steigen. Das wären bis zu 246 Millionen mehr Menschen als heute. Extreme Hitze bedeutet dabei, dass die Tageshöchsttemperatur an mindestens 18 Tagen im Jahr einen Wert von 37,5 Grad überschreitet.
Die Studie einer Gruppe um Dr. Giacomo Falchetta vom Euro-Mediterranean Center on Climate Change Foundation in Venedig wird im Fachjournal «Nature Communications» vorgestellt. Die Zahl der über 60-Jährigen wird sich demnach bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts voraussichtlich nahezu verdoppeln: von 1,1 Milliarden im Jahr 2021 auf fast 2,1 Milliarden im Jahr 2050. Bevölkerungen vor allem im Globalen Süden, die aktuell schnell wachsen und einen niedrigen Altersdurchschnitt haben, werden 2050 einen erheblichen Anteil älterer Menschen haben.
Mit Blick auf den Klimawandel problematisch sind vor allem die verminderte Fähigkeit älterer Menschen zur Regulierung der Körpertemperatur, ihre größere Anzahl an Begleiterkrankungen und ihre Abhängigkeit von Medikamenten, die zu Dehydrierung führen. Viele Über-69-Jährige seien durch Hitzeextreme unverhältnismäßig stark gefährdet, schreiben die Studienautoren. Gründe seien etwa chronische Gesundheitsprobleme und Krankheiten, körperliche, sensorische oder kognitive Behinderungen sowie soziale Isolation.