Wechseljahrsbeschwerden: Ökotest bewertet Phytos kritisch |
Hitzewallungen, Schlafstörungen, Libidoverlust: Die Wechseljahre machen sich bei vielen Frauen ab Mitte 40 bemerkbar. Für die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift «Ökotest» hat der Pharmazieprofessor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz von der Uni Frankfurt jetzt 25 rezeptfreie Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel aus Apotheken, Drogerien und Reformhäusern bewertet.
Das Ergebnis: Bei leichteren Beschwerden seien Arzneimittel mit Traubensilberkerze am ehesten zu empfehlen. Nur entsprechende Pharmaka schnitten gut oder befriedigend ab. Einen Wirksamkeitsnachweis gebe es darunter nur für Remifemin-Tabletten, das als einziges Präparat die Note «gut» erhielt. Insgesamt gelte die Studienlage zur Wirksamkeit von Arzneimitteln mit Cimicifuga-racemosa-Extrakten «nicht mehr als hieb- und stichfest», da einige der älteren, positiv ausgefallenen Studien nicht mehr den aktuellen wissenschaftlichen Qualitätsstandards entsprechen würden.
Die Studienlage zu Rhapontikrhabarber ließ noch mehr zu wünschen übrig. Hier gibt es nur zwei kleine Arbeiten, die positive Effekte nachweisen. Für einen Nutzen von Isoflavonen aus Soja und Rotklee in Nahrungsergänzungsmitteln fehlten überzeugende Beweise komplett. Ökotest verweist zudem darauf, dass diese Präparate kontraindiziert sind bei Frauen, die wegen eines Estrogen-abhängigen Tumors in Behandlung sind oder waren. Dieser Hinweis fehlte bei neun der entsprechenden Präparate.
Als ebenfalls evidenzlos stuft die Zeitschrift Bromelain-haltige Extrakte aus Ananas und Papaya sowie Präparate mit Salbei, Melisse, Yamswurzel oder chinesischen Heilpilzen ein. Die getesteten Nahrungsergänzungsmittel erhielten höchstens ein «ausreichend». Eine bilanzierte Diät bewertet Ökotest mit ungenügend.
Ökotest kritisiert auch, dass die meisten Anbieter ihre Produkte mit für die meisten Frauen unnötigen Vitamin- und Mineralstoffzusätzen anreichern, die in einigen Fällen sogar überdosiert wurden. Bei einigen Produkten ließ die Deklaration zu wünschen übrig. Zudem ließ das Magazin die Schachteln und Blister der Produkte untersuchen. Dabei fand das Untersuchungslabor zum Teil umweltschädliche Substanzen wie PVC, PVDC oder chlorierte Verbindungen.
Auch zur Hormontherapie bezieht die Zeitschrift kurz Stellung – aus ihrer Sicht überwiegen nach aktuellem Wissensstand die Nachteile. «Wenn überhaupt, sollten Frauen bei starken Hitzewallungen Nutzen und Risiken individuell mit dem Arzt klären und die Mittel möglichst kurz und niedrig einnehmen», lautet die Empfehlung. Das gilt sowohl für klassische Hormonpräparate als auch sogenannte bioidentische Hormone, die aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt werden. (dh)
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26.04.2018 l PZ
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