Studie: Präsenzapotheken sind unterfinanziert |
Die wirtschaftliche Rentabilität zahlreicher Apotheken ist in Deutschland nicht mehr gegeben. Das ist das Ergebnis eines Gutachtens im Auftrag der Apothekergenossenschaft Noweda. Den Apotheken fehlten 3,5 Milliarden Euro, so das Fazit der Studie «Apotheken – von der Politik vergessen?». «In den vergangenen 13 Jahren stieg der Apothekenrohertrag lediglich um 0,85 Euro – von 7,20 Euro auf 8,05 Euro – oder um 11,9 Prozent je verschreibungspflichtigem Fertigarzneimittel», so Studienautor Uwe Hüsgen, Mathematiker und Experte für wirtschaftliche Bewertungen des Apothekenmarkts.
Dagegen stiegen der Verbraucherpreisindex um 18 Prozent, der Nominallohnindex um 25,8 Prozent und die Verwaltungskosten der Krankenkassen sogar um 33,2 Prozent an. Die Entwicklung des Apothekenrohertrags hinke damit deutlich hinterher. Hüsgen und Noweda halten diese «Ungleichverteilung» für erstaunlich angesichts der Rücklagen der Gesetzlichen Krankenversicherung in Höhe von 18,6 Milliarden Euro.
Das Gutachten betont, dass die wirtschaftlich schwierige Lage vieler Apotheken nicht daraus abzuleiten sei, dass es zu viele Apotheken gebe. Die Apothekendichte hierzulande liegt mit 24 Offizinen pro 100.000 Einwohner deutlich unterhalb dem europäischen Durchschnitt von 31 pro 100.000. «Tatsächliche Ursache für die angespannte Wirtschaftslage vieler Apotheken ist vielmehr die mangelnde Anpassung des Honorars an die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung», teilte die Noweda mit. «Nimmt man nur den Nominallohnindex als Maßstab für eine angemessene Steigerung, sind den Apotheken seit 2004 rund 3,5 Milliarden Euro Honorar vorenthalten worden.» Das entspreche rund 168.000 Euro pro Apotheke. Alleine im Jahr 2016 betrage die Unterfinanzierung rund 34.000 Euro je Offizin.
«Diese Schlechterstellung der Apotheken verwundert vor allem vor dem Hintergrund, dass Apotheken massiv zur Verringerung der Arzneimittelausgaben der GKV beitragen», so die Noweda. Die Apotheken fungieren für die GKV quasi als Inkasso-Unternehmen bei den Zuzahlungen; ohne sie könnten die Rabattverträge nicht umgesetzt werden, was jedoch zu mehr Arbeit ohne Gegenleistung führt. «Die Politik ist dringend gefragt, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um der Verpflichtung aus § 78 des Arzneimittelgesetzes gerecht zu werden», fordern Hüsgen und die Noweda. Dort heißt es sinngemäß, Preise und Preisspannen müssen den berechtigten Interessen der Patienten, der Apotheken und des Großhandels Rechnung tragen. Denn nur so können die Apotheken eine flächendeckende Arzneimittelversorgung in Deutschland sicherstellen. Diese sei jedoch durch die Unterfinanzierung akut gefährdet. (dh)
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