Colchicin: Dosierung und Interaktionen beachten |

Colchicin ist ein Wirkstoff mit geringer therapeutischer Breite und großem Interaktionspotenzial. Beides kann zu Vergiftungen führen. Darauf weisen Mitarbeiter des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte im heute erschienenen «Bulletin für Arzneimittelsicherheit» hin. Weltweit komme es immer wieder zu Colchicin-Intoxikationen, teils mit tödlichem Ausgang. Auch in Deutschland ist in diesem Jahr ein solcher Fall aufgetreten, was zur Rücknahme des Präparats Colchysat Bürger in der Packungsgröße 100 ml geführt hat. Zurzeit werden die Produktinformationen und risikominimierenden Maßnahmen aller in Deutschland zugelassenen Colchicin-Präparate geprüft.
Häufig werde der Arzneistoff überdosiert, teils absichtlich, teils unabsichtlich, heißt es in dem Artikel. Die Patienten unterschätzten das Toxizitätspotenzial des Mitosegifts. «Die sehr schmerzhaften, langwierigen und irreversiblen Intoxikationserscheinungen von Colchicin scheinen nicht durchgängig bekannt zu sein», so die Autoren. Da Colchicin mittlerweile nicht mehr nur zur Behandlung des akuten Gichtanfalls, sondern auch zur Therapie des familiären Mittelmeerfiebers zugelassen ist, gibt es auch einige Intoxikations-Meldungen bei Kindern. Die niedrigsten bekannten letalen Dosen lagen zwischen 7 bis 26 mg Colchicin oral. Erste Anzeichen einer akuten Intoxikation sind Erbrechen, Durchfall und Bauchkrämpfe.
Chronische Vergiftungen können nach wiederholter Einnahme einer Gesamtdosis von 10 mg oder mehr innerhalb weniger Tage auftreten. Typische Vergiftungssymptome sind Fieber, Stomatitis und stichnadelförmige Blutungen (Petechien). Auch Dosen, die nicht die Tageshöchstdosis überschreiten, können zu schweren Symptomen führen, wenn sie über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, warnen die Autoren.
Ärzte sollen ihre Patienten auf mögliche Risikofaktoren wie Begleitmedikation und Komorbiditäten, zum Beispiel eingeschränkte Leber- oder Nierenfunktion, überprüfen. Die Dosierung und die Abgabemenge von Colchicin muss sorgfältig anhand der Leitlinien ausgesucht werden. Das Medikament solle kindersicher aufbewahrt werden. Patienten müssen über die Gefahren einer Überdosierung, Vergiftungssymptome und mögliche Interaktionen aufgeklärt werden. Mögliche Interaktionspartner sind vor allem CYP3A4-Hemmer und p-Glykoprotein-Hemmer wie Makrolid-Antibiotika, Azol-Antimykotika, HIV-Protease-Inhibitoren, die Calciumkanalblocker Verapamil und Diltiazem sowie Aprepitant, Ciclosporin und Chinidin. Vorsicht ist auch beim Genuss von Grapefruitsaft geboten. (dh)
Lesen Sie dazu auch
Bulletin für Arzneimittelsicherheit, Ausgabe 04/2017 (externer Link; PDF)
Colchicin: Ärzte wollen Abgabemenge begrenzen, Meldung vom 25.01.2017
Mittelmeerfieber: Fieberschübe plus Schmerzen, Meldung vom 27.02.2017
Gicht: Zu viel des Guten, PTA-Forum 22/2017
20.12.2017 l PZ
Foto: BfArm