Asthma: Kausaltherapie mit Antikörpern |
Therapeutische Antikörper stellen eine wertvolle Bereicherung der Therapie von Patienten mit schweren Verlaufsformen des Asthma bronchiale dar. Dieses Resümee zog Professor Dr. Gerd Bendas von der Universität Bonn auf dem Pharmacon-Fortbildungskongress in Schladming. «Die Antikörper stellen eine neue Option dar, um die orale Therapie mit Glucocorticoiden weiter hinauszuschieben», sagte der Apotheker. Er betonte, dass die therapeutischen Antikörper immer nur als Add-on-Therapeutikum bei schweren Verlaufsformen zum Einsatz kommen, wenn die klassische Therapie versagt hat.
Die Antikörper greifen gezielt und kausal antiinflammatorisch in die heterogenen pathologischen Mechanismen der Asthma-Erkrankung ein. Wie Bendas informierte, kommt der seit mehreren Jahren verfügbare Antikörper Omalizumab nur bei allergischem Asthma mit hohem IgE-Spiegel zum Einsatz. Ihm droht nun Konkurrenz. Denn mit Ligelizumab befindet sich ein weiterer IgE-Antikörper in der klinischen Testung. «Er besitzt eine deutlich höhere Bindungsaffinität an IgE und war in einer Phase-II-Studie Omalizumab überlegen», so der Hochschulprofessor.
Beim allergischen Asthma mit hoher TH2-Zellaktivität sind die Interleukine (IL)-4 und -13 laut Bendas wichtige Targets. Dupilumab richtet sich gegen den Rezeptor von beiden Zytokinen. Eine Phase-IIb-Studie sei sehr erfolgreich abgeschlossen worden. Weitere gegen IL-13 gerichtete Antikörper in der Pipeline seien zum Beispiel Lebrikizumab, Tralokinumab und Dectrekumab.
Bereits zugelassen sind zwei Antikörper, die beim eosinophilen Asthma zum Einsatz kommen: Mepolizumab und Reslizumab. Sie sind gegen IL-5 gerichtet, welches für Aktivierung, Differenzierung sowie Wachstum und Überleben von eosinophilen Granulozyten wichtig ist. Bendas erwartet, dass in naher Zukunft mit Benralizumab ein weiterer Antikörper den beiden Konkurrenz machen wird. Er ist nicht direkt gegen IL-5 gerichtet, sondern blockiert den IL-5-Rezeptor.
Bendas nannte wichtige Hinweise zum Umgang mit Antikörpern: Die Lagerung muss lichtgeschützt in der Originalverpackung bei Kühlschranktemperaturen zwischen 2 und 8 Grad Celsius erfolgen. «Bei höheren Temperaturen entfaltet sich das Protein, bei Einfrieren kommt es zur Strukturstörung durch Eiskristallbildung», so der Apotheker. Er warnte zudem, dass Proteine oberflächenaktive Stoffe sind. Das heißt, sie neigen zur Entfaltung an wässrigen Oberflächen. In Abhängigkeit von Füllvolumen und Schüttelbewegungen können Aggregate entstehen, so Bendas. Daher seien hohe Füllhöhen, wenig Luftkontakte sowie Rühren statt Schütteln bei der Konstitution anzuraten. (ss)
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18.01.2017 l PZ
Foto: PZ/Alois Müller