Cetuximab: Anaphylaxie durch früheren Zeckenbiss |
Der monoklonale Antikörper Cetuximab (Erbitux®) kann bereits bei der ersten Anwendung zu schweren anaphylaktischen Reaktionen führen. Darüber berichten Wissenschaftler vom Paul-Ehrlich-Institut im aktuellen „Bulletin zur Arzneimittelsicherheit“. Als Ursache dieser anaphylaktischen Reaktionen gelten IgE-Antikörper, die gegen ein in der Natur weit verbreitetes Disaccharid, Galaktose-α-1,3-Galaktose (α-Gal), gerichtet sind. Es kommt auch im Speichel mancher Zeckenarten vor.
Cetuximab ist zugelassen zur Behandlung des metastasierenden kolorektalen Karzinoms und des Plattenepithelkarzinoms von Kopf und Hals. Der monoklonale Antikörper bindet spezifisch an den zellständigen EGF-Rezeptor. Das Biologikum besteht aus Teilen eines menschlichen Antikörpers und Antigenbindungsstellen (Fab-Region) aus Mäusen. Die Fab-Region enthält an ihrem Ende das Disaccharid α-Gal. Es wird wahrscheinlich bei der Herstellung in Säugetierzellen während der posttranslationalen Glykosylierung angehängt.
Bereits 2008 berichteten US-Forscher, dass 17 von 25 Patienten, bei denen es nach Cetuximab-Gabe zu einer Überempfindlichkeitsreaktion gekommen war, α-Gal-Antikörper im Blut hatten. In der Kontrollgruppe ohne Überempfindlichkeitsreaktion war dies nur bei einem von 51 Patienten der Fall. Zudem fiel den Forschern eine regionale Abhängigkeit auf. Auslöser der primären Immunantwort ist vermutlich der Speichel der in Amerika verbreiteten Zeckenart Amblyomma americanum. Besonders bei Patienten, die mit starken inflammatorischen Reaktionen auf Zeckenstiche reagierten, konnten erhöhte Titer von IgE-Antikörpern gegen α-Gal nachgewiesen werden. Die gleichen durch Zeckenspeichel gebildeten Antikörper lösen vermutlich auch eine Allergie auf rotes Fleisch aus.
Für europäische Zecken fehlt dieser Nachweis bislang. Trotzdem wurden hier Infusionsreaktionen auf Cetuximab bei Erstanwendung beobachtet. Unter Berücksichtigung europäischer Studiendaten hat die Analyse von Verdachtsfällen schwerer Infusionsreaktionen zu einer Änderung der Fachinformation geführt. So wurde die Aufnahme der IgE-vermittelte Anaphylaxie in das Spektrum schwerer Infusionsreaktionen sowie entsprechende Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahmen und Empfehlungen zum Management von Infusionsreaktionen aufgenommen. (rt)
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08.04.2014 l PZ
Foto: Fotolia/Elena Pankova