Migräne: Candesartan als Alternative zu Betablocker |
Bei der Vorbeugung von Migräneanfällen könnte der Angiotensin-II-Rezeptorblocker Candesartan eine Alternative zu dem bislang verordneten Betablocker Propranolol sein. In einer Studie mit 72 Patienten reduzierte Candesartan die Anzahl der Migränetage ebenso effektiv wie der Betablocker. Die Ergebnisse sind im Fachmagazin «Cephalalgia» veröffentlicht.
In der norwegischen Cross-over-Studie erhielten 72 Patienten mit episodischer oder chronischer Migräne dreimal über jeweils zwölf Wochen entweder 16 Milligramm Candesartan, 160 Milligramm Propranolol oder Placebo. Beide Wirkstoffe reduzierten die Anzahl der Migränetage von unbehandelt 4,82 auf 2,95 (Candesartan) beziehungsweise 2,91 Tage (Propranolol) und waren damit signifikant wirksamer als Placebo (3,53). Auch die Zahl der Responder war unter beiden Blutdruckmitteln mit 43 und 40 Prozent deutlich höher als unter Placebo (23 Prozent), allerdings traten auch mehr Nebenwirkungen auf, berichten die Wissenschaftler um Lars Jacob Stovner. Diese unterschieden sich jedoch voneinander: Unter Candesartan traten öfter Schwindel und Parästhesien auf als unter Propranolol, bei Körperschmerzen und einer erniedrigten Herzfrequenz war es umgekehrt.
«Beide Wirkstoffe haben unterschiedliche Angriffspunkte und unterschiedliche Nebenwirkungsprofile. Wer das eine Medikament nicht verträgt, profitiert womöglich von dem anderen», kommentiert Professor Dr. Hans-Christoph Diener von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Sein Kollege Professor Dr. Andreas Straube von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft ergänzt: «Candesartan ist für Patienten wie Asthmatiker, die keine Betablocker vertragen, eine wichtige Alternative. Dank der Studie dieser Kollegen werden wir vermutlich in Zukunft noch besser auf individuelle Bedürfnisse und Begleiterkrankungen eingehen und damit mehr Patienten vor den Migräneattacken schützen können.» Im Gegensatz zu Propranolol ist Candesartan jedoch in Deutschland nicht zugelassen für die Prophylaxe von Migräneanfällen. Weitere Studien wären daher wünschenswert. (db)
doi:10.1177/0333102413515348
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05.02.2014 l PZ
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