Leberdysfunktion: INR messen |
Das International Normalized Ratio (INR) kann helfen, das Ausmaß einer chronischen Leberdysfunktion zu beurteilen. Der INR-Wert hängt vor allem von zwei Faktoren ab: von der Leber, die die Gerinnungsfaktoren synthetisiert, und von Vitamin K, das als Kofaktor zur Aktivierung der Gerinnungsfaktoren nötig ist. Ein Mangel an Vitamin K oder eine Schädigung der Leber verlangsamen daher die Blutgerinnung und erhöhen den INR-Wert. Tritt keine Verbesserung durch Vitamin-K-Substitution ein, kann dies ein Zeichen für eine Leberschädigung sein.
Die Leber produziert Gerinnungsfaktoren im Überschuss. Daher steigt der INR erst bei einem Verlust von etwa 80 Prozent der Syntheseleistung. Da einige Gerinnungsfaktoren eine kurze Halbwertszeit haben, können sich Leberschäden innerhalb von 24 Stunden auf den INR-Wert auswirken.
Das INR geht auch in den Child-Pugh-Score ein, der zur Stadieneinteilung einer Leberzirrhose entwickelt wurde. Weitere Parameter sind der Grad der Enzephalopathie, Aszites, Bilirubin und Albumin. Der Score eignet sich nicht, um die verbleibende Metabolisierungsleistung eines leberinsuffizienten Patienten verlässlich vorherzusagen.
Besser bekannt ist der INR-Wert als Messparameter für die Funktion des extrinsischen Blutgerinnungssystems. Vielfach wird er zum Monitoring einer Antikoagulanzien-Therapie, zum Beispiel mit Phenprocoumon, genutzt. (jae/bmg)
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