Mehr Tiere in Versuchen trotz alternativer Methoden |

Obwohl Alternativen zu Tierversuchen immer besser werden, steigt die Zahl der Versuchstiere weiter an. Dies habe mit der zunehmenden Zahl von Mausmodellen für verschiedenste Krankheiten zu tun, erklärte Professor Dr. Pablo Steinberg, Leiter des Instituts für Lebensmitteltoxologie und Chemische Analytik an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Während 2005 rund 2,4 Millionen Versuchstiere in deutschen Labors eingesetzt wurden, waren es 2010 bereits knapp 2,86 Millionen, davon etwa 80 Prozent Ratten und Mäuse. Immer mehr sogenannte transgene Tiere dienen als Modelle für Krankheitsbilder oder in Einzelfällen bereits für die Medikamentenproduktion. Dagegen gibt es für Tierversuche in der Kosmetikproduktion seit 2009 ein EU-weites Verbot – was jedoch mit Ausnahmegenehmigungen umgangen werden kann.
Wissenschaftler wollen dem seit 2002 im Grundgesetz verankerten Tierschutz gerecht werden. An Projekten zur Verminderung, Verbesserung und Vermeidung von Tierversuchen arbeiten allein an der TiHo mehr als 20 Forschergruppen. Steinberg zufolge mit Erfolg: Bei der sogenannten Toxizitätsprüfung seien viele Tierversuche bereits weitgehend von In-vitro-Testsystemen abgelöst worden. Ob ein Medikament oder eine Chemikalie giftig sei, werde immer häufiger im Reagenzglas statt am Versuchstier getestet. «Der Vorteil ist, dass parallel mehrere Substanzen untersucht werden können. Das ist schneller sowie kostengünstiger, auch für die chemisch-pharmazeutische Industrie», sagte der Biochemiker.
Schwierig sei die Situation, wenn für eine Substanz die möglichen Folgen für Schwangere getestet werden sollten, räumte Steinberg ein. Bisher werde mit trächtigen Ratten geprüft, ob ein Medikament das Erbgut und damit auch den Nachwuchs schädigen kann. Auch diese Tests sollten aber künftig ins Reagenzglas verlagert werden. An der TiHo werde dazu mit embryonalen Stammzelllinien der Maus sowie mit induzierten pluripotenten Stammzellen experimentiert. Letztere werden, ausgehend von Körperzellen erwachsener Menschen, im Reagenzglas hergestellt.
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21.03.2012 l PZ/dpa
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