HIV-Infektion: Medikamentös vorbeugen |
Die Einnahme eines antiretroviralen Medikaments mit den Wirkstoffen Tenofovir und Emtricitabin kann eine HIV-Infektion verhindern. Allerdings nur bei konsequenter Einnahme, betonte Dr. Stefan Esser vom Universitätsklinikum Essen bei einem von Gilead unterstützten Symposium bei den 14. Münchner Aids- und Hepatitis-Tagen in München. Aufgrund der Daten der iPrEX-Studie (Pre-exposure Prophylaxis Initiative) habe die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA die Firma Gilead aufgefordert, die Zulassung von Truvada® zur Präexpositionsprophylaxe (PrEP) zu beantragen. Der Antrag wurde im Dezember 2011 eingereicht; es gibt noch keinen Bescheid.
An der iPrEx-Studie hatten knapp 2500 HIV-negative Männer, die Sex mit Männern haben, teilgenommen. Die Hälfte bekam einmal täglich eine Tablette mit Tenofovir/Emtricitabin (Truvada®), die anderen Placebo. Die Schutzrate des Verums lag bei 44 Prozent. In der Studie infizierten sich 64 Männer in der Placebogruppe und 36 unter Verum. Die Wirksamkeit der PrEP korreliert eindeutig mit der Adhärenz und den Arzneistoffspiegeln im Blut, zeigte Esser. Wer mehr als die Hälfte der Tabletten eingenommen hatte, war zu etwa 50 Prozent geschützt. Bei Männern, die 90 Prozent der Tabletten eingenommen hatten, sank die Rate der Neuinfektionen um 73 Prozent.
Rein rechnerisch könnte die tägliche Einnahme der Tabletten nahezu alle Neuinfektionen verhindern. In der Praxis erscheint dies utopisch, nahm doch selbst in der Studie nur die Hälfte der Männer das Medikament korrekt ein. Auch aus anderen Gründen ist die medikamentöse PrEP umstritten: «Kondome schützen zu über 80 bis 95 Prozent, und zwar vor allen sexuell übertragbaren Erkrankungen», gab Esser zu bedenken. (bmg)
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