Verbraucherschutz: Becel-Margarine gehört in Apotheken |
Die cholesterinsenkende Margarine «Becel pro.activ» sollte vom Supermarkt- ins Apothekenregal wandern, schlägt die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch vor. «Becel pro.activ sollte nur auf ärztliche Empfehlung in der Apotheke abgegeben werden», forderte Foodwatch am Donnerstag in Berlin. «Der gesundheitliche Nutzen ist nicht belegt, es gibt Hinweise auf beträchtliche Risiken und nicht zuletzt empfehlen das Bundesinstitut für Risikobewertung und die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA allen gesunden Menschen ohne erhöhten Cholesterinspiegel ausdrücklich, solche Produkte zu meiden.» Hersteller Unilever solle eine Zulassung als Medikament beantragen, damit die Arzneimittelbehörden die Risiken und Nebenwirkungen beurteilen können.
Becel pro.activ wirbt auf der Packung mit Aussagen wie «senkt aktiv den Cholesterinspiegel» und «wissenschaftlich geprüft». Als wirksame Komponente gelten die zugesetzten pflanzlichen Sterole. In einer täglichen Dosis von 2 bis 2,4 Gramm senken sie tatsächlich den LDL-Spiegel um rund 9 Prozent, zeigte eine Metaanalyse von 41 randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudien mit verschiedenen angereicherten Lebensmitteln aus dem Jahr 2003. Kostspielige Studien, in denen der Einfluss dieses Effekts auf harte Endpunkte wie etwa die Herzinfarktrate sowie die Häufigkeit von Nebenwirkungen untersucht worden wären, fehlen jedoch. Laut Foodwatch gibt es sogar Hinweise, dass ein erhöhter Konsum pflanzlicher Sterine das Gegenteil des gewünschten Effekts bewirkt, nämlich eine Ablagerung der Substanzen in den Gefäßen.
«Wer sich Sorgen um seinen Cholesterinspiegel macht, sollte zum Arzt gehen und nicht in den Supermarkt», riet Foodwatch. «Zu Risiken und Nebenwirkungen fragt man auch besser nicht Unilever, dort redet man über diesen Aspekt von Becel pro.activ nämlich nicht so gerne.»
Neben Becel pro.activ kritisierte Foodwatch auch andere cholesterinsenkende Lebensmittel wie Deli Reform Active von den Walter Rau Lebensmittelwerken, Benecol von Emmi sowie Danacol von Danone. Auch diese funktionellen Lebensmittel sollten als Medikamente eingestuft werden. (db)
Gutachten der EFSA zum Effekt Phytosterol-haltiger Lebensmittel auf die Blutfettwerte
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11.11.2011 l PZ
Foto: Foodwatch