| Zwischen Hustensaft und Höllenstress | 
| Sven Siebenand | 
| 31.10.2025 08:00 Uhr | 
 
				
		
	
		Trick or Treat? Immer freundlich bleiben. Heute gibt’s Hustensaft mit Kürbisgeschmack! / © PZ (KI-generiert)
Es spukt. Draußen jagen Kinder als kleine Hexen durch die Straßen und es kreisen Reformgespenster übers Land. Drogerie-Zombies schleppen OTC-Päckchen in die Nacht hinaus. In die Apotheken huschen Untote: blasse Gestalten mit verstopfter Nase, glasigem Blick und ohne Maske. »Ich brauch was Starkes – aber bitte pflanzlich und ohne Nebenwirkungen«, haucht einer. Man lächelt milde und denkt: »Natürlich! Vielleicht noch mit Einhorn-Essenz?«
Das Spukprogramm läuft weiter. Der Drucker röchelt wie ein alter Vampir aus Transsilvanien, das Warenwirtschaftssystem friert ein – vermutlich vor Angst. Dann plötzlich: Piep. Die Kasse hängt. Kurz überlegt man, ob ein Weihwasser-Spray helfen könnte.
In dem Moment klingelt das Telefon mit der Beharrlichkeit eines Poltergeists. Am anderen Ende jemand, der »nur mal schnell wissen will«, ob das Rezept schon da ist. Welches Rezept? Ach ja, das, das der Arzt vielleicht gestern, vielleicht auch nie geschickt hat. Zu Halloween darf es gern ein bisschen mystisch bleiben. Die Kollegin murmelt weiter leise Beschwörungsformeln in Richtung Drucker, während der Kommissionierer nun ächzt wie ein Monster aus Frankensteins Labor.
Der Rest des Tages gleicht einem Horrorfilm ohne Happy End: Lieferengpass hier, Retaxdrohung da, zwischendurch ein Anruf aus der Praxis. »Das E-Rezept kommt gleich!« (Spoiler: Es kommt nicht). Und trotzdem wird beraten, gesucht, gelächelt. Der Hustensaft mit Kürbisgeschmack ist heute sogar lieferbar.
Wenn am Abend das Licht ausgeht und das letzte »Ich hab’ da noch eine Frage…« verklungen ist, fällt der Blick auf Friedrich von Femur, das Plastik-Skelett der Halloween-Deko im Schaufenster. Im Gegensatz zu ihm atmen und reden wir noch und halten das System am Laufen.
Happy Halloween – und bleibt standhaft, ihr wahren Geisterjägerinnen und -jäger der Gesundheit.