Zwei Millionen gefälschte Arzneimittel pro Jahr |
Melanie Höhn |
22.09.2025 16:15 Uhr |
Besonders häufig stoßen die Kontrolleure auf Potenzmittel, Schmerzmittel, Schlaf- und Beruhigungsmittel oder sogar verschreibungspflichtige Präparate gegen Krebs und Depressionen. / © Imago images / photothek
Wie die »Tagesschau« berichtet, warnen Pharmazeutinnen und Pharmazeuten vor gefälschten Medikamenten außerhalb Europas. Wer an dubiose Online-Shops gerate, riskiere eine »lebensgefährliche Falle«, heißt es in dem Report. Dabei sei das internationale Postzentrum am Flughafen Frankfurt ein »Brennpunkt für den Schmuggel gefälschter Medikamente«.
Wenn sich Privatpersonen Arzneimittel in Indien bestellen, ergebe sich ein »typisches Bild«, so ein Zollbeamter: In einem großen Sack entdecke er typischerweise durch sein Röntgengerät einzelne Briefumschläge aus Asien. Beim Öffnen des Kuverts finde er dann dann eine einzelne Blisterverpackung ohne Beipackzettel.
Rund zwei Millionen Medikamente kommen laut Bericht jährlich ohne Einfuhrerlaubnis in Deutschland an, dabei gebe es kaum ein Medikament, das noch nicht gefunden wurde. Besonders häufig würden die Kontrolleure auf Potenzmittel, Schmerzmedikamente, Schlaf- und Beruhigungsmittel oder sogar verschreibungspflichtige Präparate gegen Krebs und Depressionen stoßen. Vor allem anonyme Bestellmöglichkeiten und vermeintlich günstige Preise würden viele Menschen dazu verleiten, Medikamente ohne ärztliche Konsultation im Netz zu kaufen.
Dabei sei das Risiko für die Gesundheit erheblich. Die sichergestellten Medikamente enthielten teilweise gar keine Wirkstoffe oder seien extrem überdosiert. In einigen Fällen seien sogar toxische oder krebserregende Substanzen nachgewiesen worden, wie Untersuchungen von Pharmazeutinnen und Pharmazeuten beim Landesuntersuchungsamt in Mainz ergaben. Sie sprechen von einem kaum kalkulierbaren Risiko, das im schlimmsten Fall lebensgefährlich werden kann.
Die Gewinnspannen im illegalen Medikamentenhandel seien enorm und können mehrere Hundert Prozent betragen, heißt es im Bericht vom Zollkriminalamt in Köln. Zudem müssten Verbraucherinnen und Verbraucher laut Arndt Sinn, Professor für Strafrecht an der Universität in Osnabrück, bei Arzneimittel-Bestellungen außerhalb des EU-Raums damit rechnen, sanktioniert zu werden, »als Ordnungswidrigkeit oder sogar als Straftat«. Größtmögliche Sicherheit bei der Medikamentenversorgung gebe es in der Apotheke vor Ort.