Pharmazeutische Zeitung online
EMA

Zwei ATMP zur Zulassung empfohlen

Am 15. Oktober 2020 verabschiedete der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) auf Empfehlung des Committee for Advanced Therapies (CAT) positive Stellungnahmen zu zwei Zelltherapeutika. Dies gilt als Empfehlung für die Europäische Kommission, den beiden innovativen Arzneimitteln eine Marktzulassung zu erteilen.
Theo Dingermann
16.10.2020  16:18 Uhr

Zwei sogenannte Arzneimittel für fortgeschrittene Therapien (Advanced therapy medicinal products, ATMPs) wurden vom Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) für die Zulassung empfohlen.

Bei einem Medikament handelt es sich um das Gentherapeutikum Libmeldy, das zur Behandlung der metachromatischen Leukodystrophie (MLD) entwickelt wurde. Die MLD ist eine seltene Erbkrankheit, die durch eine Stoffwechselstörung des Nervensystems charakterisiert ist. Verursacht wird die Krankheit durch einen Fehler in dem Gen für die Arylsulfatase A (ARSA). Die Träger des Mutantengens werden scheinbar gesund geboren. Durch die fehlende Enzymaktivität kommt es dann aber zur Akkumulation von sulfatierten Metaboliten (Sulfatiden) im zentralen und peripheren Nervensystem. Die dadurch verursachten Schädigungen führen zum fortschreitenden Verlust der motorischen und kognitiven Fähigkeiten und letztlich zum Tod.

Gegenwärtig gibt es keine Heilung für eine MLD. Das jetzt zur Zulassung empfohlene Medikament Libmeldy enthält als aktive Substanz autologe Stammzellen des Kindes, die so modifiziert wurden, dass sie aktive Kopien des ARSA-Gens enthalten.

Libmeldy ist indiziert zur Anwendung bei Kindern mit der »späten infantilen« oder der »frühen juvenilen« Form der MLD. Diese Kinder sind Träger des defekten Gens, haben allerdings noch keine Symptome entwickelt. Zudem ist Libmeldy auch bei Kindern angezeigt, bei denen die frühkindliche Form diagnostiziert wurde und die zwar bereits Symptome zeigen, aber noch selbständig gehen können und keine kognitive Defekte erkennen lassen.

Tecartus: CAR-T-Zell-Therapeutikum gegen das Mantelzell-Lymphom

Als zweite positive Empfehlung schlägt die EMA vor, dem ATMP Tecartus eine bedingte Marktzulassung zu erteilen. Tecartus enthält als Wirkstoff autologe anti-CD19-transduzierte CD3+-Zellen. Diese sind bei erwachsenen Patienten zur Behandlung eines Mantelzell-Lymphoms (MCL) indiziert, wenn sich ein Rezidiv ankündigt oder wenn die Patienten nach zwei oder mehr systemischen Therapielinien kein Ansprechen zeigen. Zwar sprechen die meisten Patienten mit MCL recht gut auf eine Standardtherapie an. Allerdings kommt es häufig zu Rezidiven, die dann therapieresistent sind.

Beim MCL handelt es sich um eine seltene, aber äußerst aggressive Variante des Non-Hodgkin-Lymphoms (NHL), das sich aus abnormalen B-Lymphozyten entwickelt. Seinen Namen verdankt der Tumor der Tatsache, dass die Tumorzellen aus der »Mantelzone« eines Lymphknotens stammen.

Tecartus ist das dritte CAR-T-Zell-Medikament, das in der EU zur Zulassung empfohlen wird. CAR-T gehören zu einer neuen Generation personalisierter Krebs-Immuntherapeutika. Zur Herstellung jeder Dosis Tecartus wird dem Patienten Blut entnommen, aus dem die T-Zellen angereichert werden. Diese werden dann gentechnisch so verändert, dass sie einen chimären Antigenrezeptor (CAR-T) enthalten, mit dessen Hilfe die T-Zellen die Lymphomzellen erkennen und eliminieren können. Diese modifizierten Immunzellen werden dann dem Patienten wieder infundiert.

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Tecartus wurde in einer multizentrischen klinischen Studie an erwachsenen Patienten mit refraktärem oder rezidiviertem MCL untersucht. 74 Patienten erhielten Tecartus mit einer zwölfmonatigen Nachbeobachtung; sie zeigten eine objektive Ansprechrate (ORR) von 84 Prozent und ein vollständiges Ansprechen von 59 Prozent.

Tecartus gehört zu den Medikamentenentwicklungen, die durch das PRIority MEdicines (PRIME)-Programm der EMA unterstützt wurden. Diese Medikamente erhalten eine frühzeitige und verstärkte wissenschaftliche und regulatorische Unterstützung, da man ihnen ein besonderes Potenzial zubilligt, einem »unmet medical need« zu begegnen.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa