»Zusammenhalt ist die wichtigste Erfolgsbedingung« |
Lukas Brockfeld |
16.09.2025 18:36 Uhr |
Sebastian Schmitz beim DAT 2025. / © Alois Mueller
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Wie üblich wurde bei der Eröffnung des Deutschen Apothekertags auch der Bericht des ABDA-Hauptgeschäftsführers vorgestellt. Sebastian Schmitz erklärte, dass sich der DAT in den vergangenen Jahren immer wieder mit großen gesundheitspolitischen Umbrüchen auseinandersetzen musste.
Die geplante Apothekenreform vom ehemaligen Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sei ein solcher Umbruch gewesen. Doch man habe sich gemeinsam gegen die Pläne gestemmt: »Die Konzentration auf die Abwehr der ›Apotheke ohne Apotheker‹ war im Ergebnis erfolgreich«, freute sich Schmitz. Dieser Erfolg sei ohne die Kontakte zur Politik und die gute Zusammenarbeit der Organisationen auf Bundes- und Landesebene nicht möglich gewesen.
Ein wichtiger Baustein seien die Kampagnen zur wirtschaftlichen Situation der Apotheken gewesen, die den Politikern die Not des Berufsstandes und die Bedeutung der Vor-Ort-Apotheken verdeutlicht hätten. Das hätte wesentlich zur Ablehnung der Reform durch die Union und zur Blockade durch die FDP beigetragen. »Ohne diese Blockade wäre das Ampel-Aus wahrscheinlich zu spät gekommen«, so Schmitz.
Mit dem Ende der Regierung Scholz hätte die ABDA ihre politische Strategie ändern müssen. Der Fokus habe erst mal auf dem Bundestagswahlkampf gelegen. Schmitz hob die Kampagne »What’s Apo« hervor, bei der Statements von etwa 300 Politikern eingeholt wurden. »Die Aktion hatte unter anderem den Effekt, dass sich die Bewerberinnen und Bewerber für die Bundestagsmandate mit dem Apothekensystem auseinandergesetzt haben. Sie haben hoffentlich auch die Notwendigkeit einer Stärkung des Systems verstanden. Das Ergebnis war, dass wir von nahezu allen Beteiligten positive Rückmeldungen zur Bedeutung der Apotheken bekommen haben«, erklärte der ABDA-Hauptgeschäftsführer.
Schmitz erläuterte auch, wie die ABDA nach der Wahl erfolgreich auf die Koalitionsverhandlungen einwirkte. »Wir haben dabei die Forderung nach der Verbesserung der wirtschaftlichen Situation an erste Stelle gesetzt. Dabei haben wir uns dem oft gehörten Argument widersetzt, dass man das Geld nicht mit der Gießkanne über den Apotheken ausschütten könne«.
Mit dem Positionspapier »In eine gesunde Zukunft mit der Apotheke« habe man bewusst ein zusätzliches Leistungsangebot formuliert, um der Politik eine Perspektive für ihr Investment in die Apotheken zu geben. »Die zentralen Punkte des Papiers waren eine schnelle Arzneimittelversorgung ohne Umwege, Prävention und Früherkennung direkt vor Ort und mehr Unterstützung der Patienten für eine sichere Arzneimitteltherapie«, führte der Hauptgeschäftsführer aus.
Den schwarz-roten Koalitionsvertrag bezeichnete Schmitz als »erfreulich«, doch der Berufsstand müsse weiterhin aufpassen, dass die Apotheken ohne Apotheker nicht durch die Hintertür eingeführt werden. Auch sei es ein Ärgernis, dass keine schnelle Erhöhung des Fixums erfolgen soll. »Die Umsetzung wäre mit einem Federstrich der zuständigen Ministerin Katherina Reiche möglich. Die Auswirkungen für die finanzielle Stabilität des Gesamtsystems wären marginal«, sagte Schmitz und warnte vor einer Politisierung des Apothekenfixums.
Der ABDA-Hauptgeschäftsführer hob auch hervor, dass die Politik die Preisbindung der Arzneimittel schützen müsse, insbesondere mit Blick auf die Versandhändler. »Die Apotheken vor Ort gewährleisten im Interesse des Staates ein hohes Leistungsniveau. Daher muss der Staat dieses Leistungsniveau vor ruinösem Wettbewerb schützen«, betonte Schmitz.
Im Anschluss erklärte der Hauptgeschäftsführer andere Projekte, an denen die ABDA in den vergangenen Monaten gearbeitet hat. Darunter waren unter anderem das ABDA-Datenhub und die Fortentwicklung des Projekts ARMIN.
Zum Ende seiner Rede betonte Sebastian Schmitz die Bedeutung des Zusammenhalts im Berufsstand. »Dieser Zusammenhalt ist die wichtigste Erfolgsbedingung der ABDA. Doch der Zusammenhalt lässt sich nicht anordnen, sondern ist das Ergebnis tagtäglichen Bemühens und muss jeden Tag neu erarbeitet werden«, sagte Schmitz und verwies auf das lateinische Motto der Stadt Paris »Fluctuat nec mergitur«. Frei übersetzt und auf das Schiff der Apothekerschaft bezogen bedeute es »von Wogen umgeben, aber es wird nicht untergehen«.
Aufgrund seiner baldigen Pensionierung war es für Schmitz der letzte DAT als Hauptgeschäftsführer der ABDA. Nach seinem Bericht wurde Sebastian Schmitz daher vom merklich bewegten ABDA-Präsidenten Thomas Preis verabschiedet.
In der anschließenden Diskussion sprach Robin Brünn von der Apothekerkammer Hessen das Thema Satzungsänderungen zur Rolle des Apothekertags noch einmal an. Im Juni 2024 hatte die ABDA-Mitgliederversammlung eine Satzungsänderung beschlossen, die aber vom DAT im vergangenen Jahr missbilligt worden war. Eine Neubefassung mit dem Thema wurde beschlossen, was letztlich dazu führte, dass die neue Satzung zwar dieses Jahr erstmals zum Tragen kommt, aber nach zwei Jahren auf den Prüfstand soll. Robin Brünn von der LAK Hessen monierte, wie es sein könne, dass die Delegierten »Jahr für Jahr mit erheblichem Aufwand zusammenkommen und dann nicht mal die eigene Geschäftsordnung bestimmen können«. Schmitz warb dafür, die neue Satzung zunächst auszuprobieren. Seiner Einschätzung nach, werde es keinen erheblichen Verlust der Wirkkraft des DAT geben.
Eine weitere Wortmeldung regte an, die Antragsmappe mit etwas mehr Vorlauf zum Apothekertag zu verschicken, um mehr Zeit für die Durchsicht zu haben. Lutz Tisch, Geschäftsführer Recht der ABDA, konstatierte, dass die Verwaltungsabläufe hierzu vorverlegt werden könnten, das ginge aber auf Kosten der Aktualität.