Zum Impf-Date mit der ABDA-Vize |
Alexander Müller |
09.10.2025 15:30 Uhr |
Die Lange Nacht des Impfen wurde in der Berliner Nordring-Apotheke gut angenommen. / © Spreekind-Fotografie, Sandra Schneider, www.spreekind-fotografie.de
Im Backoffice der Nordring-Apotheke in Berlin tummelt sich die kleine Delegation von Pharma Deutschland. Michael Hennrich, Geschäftsführer Politik, ist gekommen, um sich impfen zu lassen, außerdem die beiden Fachreferentinnen Petra ten Haaf und Nicole Armbrüster.
Sie hätten sich in der »Langen Nacht des Impfens« auch beim »Impfgipfel« des »Tagesspiegel« ihren Pieks abholen können – um so mehr kann man den gemeinsamen Termin als Bekenntnis zum Impfen in der Apotheke verstehen. Die Vorbesprechung scheint keine Kontraindikationen aufgedeckt zu haben, jedenfalls sitzen wenig später alle mit einem Marienkäfer-Pflaster auf der Schulter und warten auf ihre aufgefüllten Impfausweise.
Eigentlich dauert die Dokumentation gar nicht so lange, verrät Lucas, aber mit der zurückgehaltenen Rückgabe der Ausweise werde sichergestellt, dass die Impflinge noch eine Viertelstunde vor Ort bleiben, falls doch mal eine heftige Impfreaktion auftritt. Und dann korrigiert sich Lucas und sagt wieder »Impfgast«, weil das aus ihrer Sicht besser widerspiegelt, was sie in ihren Apotheken anbietet: impfwillige Hauptstädter zwischen 35 und 50 Jahren ohne eigenen Hausarzt dazu zu bringen, ihre Impflücken zu schließen.
An allen vier Apotheken, die Lucas gemeinsam mit ihrer Kollegin Maria Zoschke betreibt, wird am 8. Oktober im Akkord geimpft. Mehr als 300 Dosen werden allein in der »Langen Nacht des Impfens« gesetzt. »Alle Termine waren schon im Vorfeld restlos ausgebucht«, berichtet Lucas. Weil wegen der gesteigerten Aufmerksamkeit für das Thema trotzdem viele spontan vorbeischauen, wurden die Termine bewusst in großzügigen Abständen gesetzt. »So können wir immer noch mal jemanden dazwischen schieben«, so Lucas.
Doch die Nachfrage ist zu groß: Zoschke muss eine Frau vertrösten. Aber die freut sich, als sie erfährt, dass nicht nur am Aktionstag geimpft wird und sie einfach morgen kommen darf. Normalerweise geht es auch ohne Termin.
Pharma Deutschland befürwortet die verstärkte Einbindung von Apotheken in die Impfstrategie. In der Nordring-Apotheke informiert sich die Delegation des Verbands über die notwendige Fortbildung, die Apothekerinnen und Apotheker zu dem neuen Service berechtigt: eine fünfstündige Praxisschulung und dreimal anderthalb Stunden Theorie.
Hennrich gibt eine Anekdote aus seiner Zeit als Politiker zum Besten: Während der Vogelgrippe habe man seinerzeit sogar die Bürgermeister geschult, um notfalls bei einer großen Kampagne aushelfen zu können. Wurde zum Glück aber nicht benötigt.
Lucas weiß, dass es gerade in der verfassten Ärzteschaft noch immer Vorbehalte gegen das Impfen in Apotheken gibt. Aber das verkenne die Realität außerhalb von Arztpraxen. »Es gibt einfach Impflücken, wir nehmen niemandem etwas weg.« Was die Sicherheit betrifft: Ein Erste-Hilfe-Kurs gehöre selbstverständlich zur Schulung dazu. Im Fall eines anaphylaktischen Schocks werde – wir übrigens in jeder Arztpraxis auch – 112 gerufen und der Patient vor Ort mit einem Adrenalin-Autoinjektor versorgt.
Das war in ihren Apotheken bislang noch kein einziges Mal notwendig. Und dabei zählen Lucas und ihr Team wirklich zu den Aktivposten: 1300 Grippeimpfungen wurden in der Saison 2024/25 in den vier Apotheken verimpft. Zum Vergleich: Bundesweit waren es 120.000. Etwa 10 Prozent entfallen davon auf Berlin und wiederum 10 Prozent davon auf Lucas‘ Apotheken. Entsprechend konnte sie beim Impfgipfel aus erster Hand berichten, wie es in den Apotheken läuft. Die Diskussionsrunde war sich einig, dass das Angebot unbedingt ausgebaut werden sollte.