Zulassungsempfehlung für Orphan Drug bei Friedreich-Ataxie |
Annette Rößler |
18.12.2023 14:30 Uhr |
Nur wenige Menschen sind an Friedreich-Ataxie erkrankt. Für sie soll es in der EU eine neue Behandlungsoption geben. / Foto: Getty Images/akinbostanci
Die Friedreich-Ataxie ist eine autosomal-rezessiv vererbte neurologische Erkrankung, von der in Deutschland etwa drei bis vier von 100.000 Einwohnern betroffen sind. Bei den Betroffenen ist das Gen FXN, das für das Protein Frataxin in Mitochondrien kodiert, beschädigt. Laut der Deutschen Hirnstiftung treten erste Symptome der Friedreich-Ataxie wie Störungen der Koordination, des Gleichgewichts, der Augenbewegungen, der Aussprache und beim Schlucken meist um die Pubertät herum auf. Im weiteren Verlauf der fortschreitenden Erkrankung können Empfindungsstörungen, Muskelschwäche, Seh- und Hörstörungen, eine Skoliose, eine Herzwandverdickung sowie Diabetes mellitus hinzukommen. Eine Heilung ist nicht möglich.
Zur Behandlung von Patienten mit Friedreich-Ataxie soll nun Omaveloxolon (Skyclarys® 50 mg Hartkapseln, Reata Ireland Limited) in Europa zugelassen werden. Die EMA empfiehlt dies für Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahren. Omaveloxolon aktiviert den Nrf2-Signalweg (Nuclear factor (erythroid-derived 2)-like 2), der in der Zelle als Reaktion auf oxidativen Stress angekurbelt wird. Bei Patienten mit Friedreich-Ataxie ist die Nrf2-Aktivität herabgesetzt.
Wie genau Omaveloxolon bei den betroffenen Patienten wirkt, ist unbekannt. Dass es wirkt, konnte in einer randomisierten klinischen Studie gezeigt werden. Darin besserte sich der mFARS-Wert (modified FA Rating Scale), anhand dessen die Krankheitsprogression gemessen wird, unter Omaveloxolon stärker als unter Placebo. Die häufigsten Nebenwirkungen waren erhöhte Leberwerte, Appetit- und Gewichtsverlust, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen, Fatigue, Ohren-/Hals- und Rückenschmerzen, Muskelspasmen sowie Grippe.