Zulassung für wöchentliches Faktor-VIII-Präparat |
Kerstin A. Gräfe |
25.06.2024 15:00 Uhr |
Hämophilie ist eine Erbkrankheit, die zu einer Störung der Blutgerinnung führt. Mit Efanesoctocog alfa gibt es zur Prophylaxe und Behandlung ein weiteres Faktor-VIII-Präparat. Es muss nur einmal pro Woche appliziert werden. / Foto: Getty Images/Alena Butusava
Der Blutgerinnungsstörung Hämophilie A liegt ein X-chromosomal vererbter Mangel des Gerinnungsfaktors VIII zugrunde. Die Folge ist eine erhöhte Blutungsneigung. Patienten mit schwerer Ausprägung, deren natürliche Gerinnungsaktivität unter 1 Prozent beträgt, entwickeln ohne eine prophylaktische Behandlung mit Faktor-VIII-Präparaten spontane Blutungen, vor allem in den Gelenken und der Muskulatur. Mehrfache Blutungen führen zur Gelenkentzündung (Synovitis) und letztlich zur Arthrose. Diese sogenannte hämophile Arthropathie äußert sich in chronischen Schmerzen, Gelenkdeformität und einer eingeschränkten Mobilität.
Zur Prophylaxe und Behandlung stehen unter anderem Faktor-VIII-Präparate mit einer verlängerten Halbwertzeit zur Verfügung. Auch damit sind jedoch mindestens zwei Infusionen pro Woche erforderlich und sie erreichen nur selten Faktor-VIII-Aktivitäten von mehr als 12 Prozent, die heutzutage als erforderlich gelten, um Gelenkblutungen sicher zu verhindern.
Efanesoctocog alfa ist ein Faktor-VIII-Protein, das so konzipiert wurde, dass es den endogenen von-Willebrand-Faktor (vWF) nicht bindet, sodass die durch Faktor-VIII-vWF-Interaktionen bedingte Begrenzung der Halbwertszeit überwunden wird. Unter physiologischen Bedingungen im Blut zirkuliert Faktor VIII im Komplex mit vWF und wird dadurch vor Proteolyse geschützt. Der vWF hat aber ebenfalls eine kurze Halbwertzeit, sodass Faktor-VIII-Präparate, obwohl sie länger im Plasma sind, schnell ihre Wirkung verlieren. Die natürliche Obergrenze liegt bei etwa einer Halbwertszeit von 15 bis 19 Stunden. Efanesoctocog alfa »durchbricht« diese Obergrenze, in dem eine entscheidende Region des vWF fest mit dem Faktor VIII verbunden ist. Des Weiteren sind XTEN®-Polypeptide hinzufügt worden. Beides resultiert in einer verlängerten Verweildauer im Blutkreislauf.
Die Zulassung basiert auf den Ergebnissen der Phase-III-Studien XTEND-1 bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren und XTEND-Kids bei Kindern, in denen die Wirksamkeit und Sicherheit von Altuvoct untersucht wurden. Sie zeigen, dass die einmal wöchentliche Prophylaxe mit Efanesoctocog alfa (50 I. E./kg Körpergewicht) bei Patienten mit schwerer Hämophilie A jeden Alters einen signifikanten Schutz vor Blutungen bietet. Die mittlere jährliche Blutungsrate betrug < 1; 80 bis 88 Prozent der Patienten waren frei von spontanen Blutungen. Darüber hinaus ergab ein Vergleich der Daten in Woche 52 mit den Ausgangswerten eine erhebliche Verbesserung im Hinblick auf die Gelenkgesundheit, die körperliche Gesundheit, Schmerzen sowie die allgemeine Lebensqualität. In den klinischen Prüfungen wurden keine Faktor-VIII-Hemmkörper beobachtet.