Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Kurzdarmsyndrom

Zu wenig Darm für ein gutes Leben

Muss bei einem Patienten aufgrund von Verletzungen oder Erkrankungen ein Teil des Dünndarms entfernt werden, kann es sein, dass der verbliebene Rest für die erforderliche Nahrungsaufnahme nicht mehr ausreicht. Der Betroffene muss dann zumindest teilweise parenteral ernährt werden. Eine medikamentöse Therapie kann unterstützen.
AutorKontaktAnnette Mende
Datum 25.03.2019  11:00 Uhr

Das Kurzdarmsyndrom ist eine seltene Erkrankung, die durch die operative Entfernung eines Teils des Dünndarms entsteht. Diese kann notwendig werden, wenn der betreffende Darmabschnitt aufgrund einer Embolie in der versorgenden Mesenterialarterie nicht mehr durchblutet wird und abstirbt. »Weitere mögliche Gründe sind venöse Thromben, die meist infolge einer Tumorerkrankung entstehen, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Darmtraumata«, sagte Professor Dr. Jörg-Dieter Schulzke von der Berliner Charité bei einer von Takeda organisierten Presseveranstaltung in Berlin.

Nicht jede Darmresektion hat jedoch ein Kurzdarmsyndrom zur Folge. Ist noch genügend Darm vorhanden, damit der Patient sich symptomfrei und ohne Gewichtsverlust oral ernähren kann, liegt definitionsgemäß kein Kurzdarmsyndrom vor. »Aus Tierexperimenten weiß man, dass etwa 50 Prozent des Dünndarms ausreichen, um das Körpergewicht zu halten«, informierte Schulzke. Die Länge des Restdarms ist aber nicht das einzige Kriterium. Einzelne Darmabschnitte hätten Sonderfunktionen, die nicht von anderen Abschnitten übernommen werden könnten.

Spezialisierte Darmabschnitte

So finde die Resorption von Vitamin B12 ausschließlich im hinteren Teil des Dünndarms, im terminalen Ileum, statt. Ebendort werden auch die aus Nahrungsfett und Gallensäuren bestehenden Mizellen resorbiert. »Von den in der Leber gebildeten und ins Darmlumen abgegebenen Gallensäuren werden 95 Prozent im terminalen Ileum wieder aufgenommen«, informierte Schulzke. Wird dieser Kreislauf unterbrochen, weil die Resorption gestört ist, kommt es zu Fettverdauungsstörungen, fettigen Durchfällen und Gewichtsabnahme. Schon ein Verlust von 50 cm Ileum – der gesamte Dünndarm ist 3,5 bis 4 m lang – könne daher zu Symptomen führen.

Damit Patienten mit Kurzdarmsyndrom nicht an Gewicht verlieren und/oder in Mangelzustände geraten, kann eine parenterale Ernährung erforderlich sein. Diese wird üblicherweise nachts gegeben. Für die Patienten bedeutet das neben den bereits belastenden Symptomen der Grunderkrankung eine zusätzliche Einschränkung der Lebensqualität. Zudem müssen sie, wenn sie die Infusionen selbst anschließen, penibel auf eine gute Hygiene achten, denn Infektionen des zentralen Venenzugangs sind eine schwere, teilweise sogar tödliche Komplikation der Ernährungstherapie.

GLP-2-Analogon Teduglutid

Nach der Entnahme eines Darmabschnitts kommt es im verbleibenden Darm zu Anpassungsvorgängen, mit denen die Resorption möglichst aufrechterhalten werden soll. So vergrößern sich etwa die Zotten im Ileum, die normalerweise niedriger sind als die im Jejunum, sodass sie Letzteren am Ende ähneln. Dadurch wird die Oberfläche und damit die Resorptionsfläche vergrößert. Ein Wachstumsfaktor, der das Zottenwachstum anregt, ist das Glucagon-like Peptid 2 (GLP-2). Es ist nicht zu verwechseln mit dem Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1), dessen Analoga bei Typ-2-Diabetes Anwendung finden. Wie GLP-1 ist GLP-2 aber auch ein im Intestinaltrakt gebildetes Peptidhormon, das zur Glucagon-Secretin-VIP-Familie gehört.

Seit 2014 ist zur Behandlung von Patienten mit Kurzdarmsyndrom das GLP-2-Analogon Teduglutid (Revestive®) von Takeda auf dem Markt. Die Aminosäuresequenz von Teduglutid entspricht fast exakt der des natürlichen GLP-2; nur an einer Stelle wurde ein Alanin durch Glycin ersetzt. Dadurch verlängert sich die Halbwertszeit von 7 auf 120 Minuten, sodass eine einmal tägliche subkutane Anwendung von Revestive genügt. »Durch die tägliche Injektion kann sich das Zottenwachstum verdoppeln«, sagte Schulzke. Die verbesserte Nahrungsresorption ermögliche es häufig, die Menge an parenteraler Ernährung zu reduzieren. »Wenn die Patienten nur noch an vier statt an sieben Tagen in der Woche parenteral ernährt werden müssen, empfinden sie das als großen Gewinn an Lebensqualität. Für uns Ärzte ist zudem wichtig, dass durch die selteneren Anwendungen auch das Komplikationsrisiko sinkt«, sagte der Gastroenterologe.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa