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Prolaktinom
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Zu viel weibliches Hormon im Körper

Prolaktinome sind Tumoren der Hypophyse, die meist gutartig sind, aber über eine verstärkte Hormonausschüttung Probleme verursachen können. Neues zur Diagnostik und Therapie hat ein Expertengremium jetzt zusammengefasst.
AutorKontaktChristina Hohmann-Jeddi
Datum 09.11.2023  15:30 Uhr

Ein Prolaktinom kommt bei etwa 25 bis 63 von 100.000 Menschen in Deutschland vor. Die gutartige Wucherung der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) sorgt dafür, dass unkontrolliert das Schwangerschaftshormon Prolaktin ausgeschüttet wird. Wie dieses Krankheitsbild diagnostiziert und behandelt werden sollte, ist jetzt in einem neuen Konsensuspapier festgehalten worden, das eine Gruppe von internationalen Expertinnen und Experten im Fachjournal »Nature Reviews Endocrinology« veröffentlicht hat. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) hin.

Die Störung der Hypophyse, die eine Reihe von Hormondrüsen steuert, kann zu verschiedenen Beschwerden führen: Die Brust bildet plötzlich Milch, die Menstruation bleibt aus oder die Libido schwindet. Beim Mann kann der Bartwuchs nachlassen und die Sexualbehaarung spärlicher werden. Zum Teil können auch Sehbeschwerden und Kopfschmerzen auftreten. »Solche Symptome können aber auch andere Ursachen haben«, sagt DGE-Experte Professor Dr. Stephan Petersenn von der ENDOC-Praxis in Hamburg und federführender Autor des Konsensuspapiers. Das Statement sehe daher erst einmal den Ausschluss der vielen Differenzialdiagnosen vor. »So treten erhöhte Prolaktinwerte beispielsweise auch bei anderen Schädigungen im Bereich der Hypophyse, bei der Einnahme einiger Medikamente oder bei Nieren- und Schilddrüsenerkrankungen auf«, so Petersenn. Mitunter treibt auch nur der Stress bei der Blutabnahme den Hormonspiegel hoch.

Therapie von Prolaktinomen

Behandelt wird die Erkrankung meist mit Dopaminagonisten, die aber zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen wie psychische Veränderungen mit Zwangshandlungen oder auch Veränderungen am Herzen führen können. Eine langjährige Einnahme der Arzneimittel sollte daher immer wieder überprüft werden, auch weil inzwischen bekannt sei, dass bei etwa einem Fünftel der Behandelten die Prolaktinwerte – und somit der Tumor – selbst dann unter Kontrolle bleiben, wenn die Therapie mit einem Dopaminagonisten unterbrochen wird.

Alternativ zur medikamentösen Therapie könne der Tumor auch operativ entfernt werden, besonders, wenn er klein oder gut umschrieben ist. »Mit einem schonenden Zugang über die Nase steht uns ein risiko- und komplikationsarmes Verfahren zur Verfügung, mit dem sich in 70 bis über 90 Prozent sorgfältig ausgewählter Fälle die Prolaktinspiegel ebenfalls normalisieren lassen«, betont Petersenn.

Die heute noch übliche Verlaufskontrolle mittels MRT ist nach Ansicht der Autoren überflüssig, solange keine typischen Lokalsymptome oder ein Wiederanstieg des Prolaktinspiegels auftreten.

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