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Digitalisierung 2020

»Zögerer sind die Verlierer«

Die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen schreitet bisher nur langsam voran. Das hat jedoch gute Gründe, betonten die Referenten am Donnerstag beim Wirtschaftsforum des Deutschen Apothekerverbands (DAV) in Berlin. In naher Zukunft erwarten sie rasante Fortschritte.
Christina Müller
09.05.2019  13:40 Uhr

Was bisher nur graue Theorie war, soll jetzt endlich Realität werden: Spätestens Ende 2019 können Patienten laut Alexander Beyer, Geschäftsführer der Gesellschaft für Telematik-Anwendungen der Gesundheitskarte (Gematik), sowohl den Medikationsplan als auch einen Notfalldatensatz auf der elektronischen Gesundheitskarte speichern. Die Einführung der elektronischen Patientenakte erwartet er bis Ende 2020. »Die Digitalisierung kommt ins Rollen.«

Die lange Vorlaufzeit begründete er damit, dass für ein funktionierendes System sehr viele detaillierte Regeln für die Zulassung der einzelnen Komponenten nötig sind. Auch die Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Doris Pfeiffer, verteidigte die gewissenhafte Arbeit der Gematik. Im Gesundheitswesen sei Scheitern keine Option. »Was nützt eine vom Arzt ausgestellte elektronische Verordnung, wenn der Apotheker mit dem Format nichts anfangen kann?«, fragte sie. Zunächst gelte es sicherzustellen, dass alle Komponenten miteinander harmonierten. »Sonst haben alle mit Zitronen gehandelt und eine Menge Geld versenkt.«

Vor diesem Hintergrund sieht Peter Froese vom Landesapothekerverband Schleswig-Holstein die Fristen kritisch, die das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) der Selbstverwaltung kürzlich mit dem Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) aufgebrummt hat. Froese, der auch in der Arbeitsgemeinschaft Digitalisierung der ABDA ist, warnt vor Schnellschüssen. Sowohl bei den Heilberuflern als auch bei den Patienten werde die Akzeptanz digitaler Lösungen entscheidend sein. »Wir müssen digitales Vertrauen schaffen«, forderte er. »Die Menschen sollen sich sicher sein, dass mit ihren Daten vernünftig umgegangen wird.«

Mutiger Minister

Mit dem TSVG hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nicht nur einen straffen Zeitplan für die Einführung des E-Rezepts aufgestellt, sondern auch dem BMG mit 51 Prozent der Anteile die Mehrheit in der Gematik gesichert. Florian Fuhrmann, Geschäftsführer der KV Telematik, nennt die Kombination mutig. »Bisher konnte man immer sagen, da sind sich Ärzte, Apotheker und Kassen nicht einig geworden, deswegen dauert es so lange«, sagte er. »Wenn es jetzt lange dauert, ist klar, wer Schuld daran ist: Der Mehrheitsgesellschafter.«

Froese warb jedoch auch für Verständnis gegenüber dem Ministerium. »Das BMG muss sich mit dem Wettbewerb in der Welt auseinandersetzen.« Der Datenkapitalismus, wie der Schleswig-Holsteiner ihn bezeichnet, mache spürbar Dampf. Für Unternehmen wie Google, Amazon oder Facebook sei das Sammeln und Auswerten von Daten bereits ein Geschäftsmodell. Das treibe die Bundesregierung an, möglichst rasch mit einem Gegenkonzept aufzuwarten, um die Daten der Bürger vor wirtschaftlichen Interessen schützen zu können. »Das verleitet dazu, an der einen oder anderen Stelle nicht mehr so genau zu sein.« Das könne sich das Gesundheitswesen aber nicht erlauben.

Auch Fuhrmann riet dazu, sich vor den großen internationalen Unternehmen in Acht zu nehmen. Ihr Einfluss sei nicht zu unterschätzen. »Plattformen sind die Gewinner«, konstatierte er. Inzwischen stellen solche Dienste Fuhrmann zufolge sieben von zehn der wertvollsten Unternehmen weltweit. »Plattformen generieren keine Informationen, sie makeln damit.« Dadurch würden sie ab einer bestimmten Größe mehr und mehr zu Filtern. Wer sich kein Alternativkonzept schaffe, degradiere sich zum Zulieferer. »Zögerer sind die Verlierer.« In einem Punkt waren sich alle Referenten einig: Es ist an der Zeit, die Digitalisierung als Chance zu begreifen und sie aktiv zu gestalten. Wer den Zug verpasst, bleibt auf der Strecke.

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