Zittern für die Blutzuckerkontrolle |
Kälte lässt die Muskeln zittern. Dies kann einer aktuellen Studie zufolge den Stoffwechsel bessern, wie etwa die Glucosetoleranz . / © Adobe Stock/pololia
Kälte löst im Körper eine Reihe von Reaktionen aus, die das Überleben sichern sollen. So ziehen sich die Gefäße in der Peripherie zusammen. Der Sympathikus und die Schilddrüse aktivieren Grundumsatz, Durchblutung und Tonus der Muskulatur. Die Muskeln beginnen zu zittern und erzeugen Wärme. Mit der Wärmeproduktion steigt auch der Energieverbrauch. Diesen Aspekt möchte man nutzen, um die Stoffwechselentgleisungen bei Übergewicht zu normalisieren.
Eine niederländische Studie überprüfte das Konzept und liefert erste Daten für den Effekt von Frieren auf die orale Glucosetoleranz bei Menschen. Die Daten veröffentlichte ein Team um Dr. Adam J. Sellers von der Universität Maastricht im Dezember im Fachjournal »Nature Metabolism« (DOI: 10.1038/s42255-024-01147-z). Eingeschlossen in die Studie waren elf Männer und vier Frauen. Sie waren im Durchschnitt 62 Jahre alt und hatten einen Body-Mass-Index von 30kg/m2. Die Mehrheit hatte eine Glucoseintoleranz.
Damit Kälte den Stoffwechsel beeinflussen kann, muss der Muskel zittern. So wurden die Probanden und Probandinnen zehn Tage hintereinander für jeweils eine Stunde gezielt Kälte ausgesetzt. Dazu trugen sie einen Anzug, der mit Wasser gekühlt wurde. Die Temperatur wurde schrittweise erniedrigt, bis die Teilnehmenden zu zittern begannen. Die Kälteanwendung war individuell so eingestellt, dass der Energieverbrauch mindesten um 50 Prozent pro Minute stieg, diese Temperatur wurde dann für eine Stunde beibehalten. Rein rechnerisch entspräche dies leichter körperlicher Aktivität und einem Energieverbrauch von 1,5- bis 3-mal über dem Ruheverbrauch.
Neun der Teilnehmenden zeigten zu Beginn der Studie eine Glucoseintoleranz, nach der zehntägigen Kälteanwendung waren es nur noch vier. Der Nüchternblutzuckerwert, die Triglyceridwerte und der Blutdruck sanken und die Insulinsensivität besserte sich. An Muskelbiopsien konnten die Forschenden zeigten, dass die wiederholte Kälteanwendung die Expression bestimmter Gene beeinflusste. Einige davon sind an der Mitochondrien-Aktivität beteiligt und damit an der zellulären Energieproduktion.
Eine Kälteanwendung reichte bereits, um einen positiven Effekt auf den Stoffwechsel zu hinterlassen, berichtet das Team. Möglicherweise hält der Effekt einer Kälteanwendung auch einige Tage an.
Die Studie weist darauf hin, dass Frieren inklusive Zittern eine alternativer Ansatz sein könnte, um Übergewicht und dessen metabolischen Folgeerkrankungen gezielt anzugehen. Das Konzept sollte weiter erforscht werden. Im Augenblick sind die Daten noch wenig abgesichert, zumal eine Kontrollgruppe fehlte.