Zielgerichtetere Leukämie-Therapie für die Geriatrie |
Theo Dingermann |
13.05.2025 14:30 Uhr |
Die orale Krebstherapie wenden die Patienten zu Hause selbst an, was mit besonderen Herausforderungen einhergeht. / © Getty Images/Piksel
Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) waren insgesamt 26 Fachgesellschaften und Institutionen an der Aktualisierung der S3-Leitlinie zur chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) beteiligt. Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie würdigt die Leitlinie insbesondere mit Blick auf die Behandlung älterer Patienten, da vor allem sie von dieser Krebsform betroffen sind.
Die aktualisierte S3-Leitlinie zur »Diagnostik, Therapie und Nachsorge bei chronischer lymphatischer Leukämie (CLL)« markiert einen bedeutenden Fortschritt in der Behandlung dieser häufigsten Form der Leukämie im Erwachsenenalter in Deutschland. Jährlich erkranken etwa 5600 Patienten neu an einer CLL. Laut Krebsinformationsdienst sind etwa neun von zehn Betroffenen älter als 55 Jahre.
Insbesondere für geriatrische Patienten, die typischerweise bei Diagnosestellung etwa 70 Jahre alt sind, biete die Neufassung der Leitlinie substanzielle Verbesserungen, sagt Privatdozent Dr. Valentin Goede, Leitender Oberarzt im Altersmedizinischen Zentrum des Cellitinnen-Krankenhauses St. Marien in Köln in einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG). Gemeinsam mit dem dortigen Chefarzt Professor Dr. Ralf-Joachim Schulz hat er das Leitlinien-Update stellvertretend für die DGG verantwortet.
Der Paradigmenwechsel in der Therapie liegt in der Abkehr von der traditionellen Immun-Chemotherapie hin zu chemotherapiefreien, zielgerichteten Medikamenten in Tablettenform. Diese Arzneimittel sind in der Regel wirksamer, besser verträglich und mit weniger Nebenwirkungen verbunden. Dadurch verbessern sich nicht nur Überlebensdauer, sondern auch Lebensqualität der Betroffenen erheblich.
Diese neue Ausrichtung bei der Behandlung einer CLL ist besonders unter geriatrischen Aspekten bemerkenswert. Im früheren Standardverfahren war das sogenannte Comprehensive Geriatric Assessment (CGA) essenziell zur Bestimmung der optimalen Intensität der Immun-Chemotherapie. Durch die Einführung moderner zielgerichteter Therapien wurde die Notwendigkeit des CGA in Frage gestellt. Dennoch hebt das neue Leitlinien-Update hervor, dass Therapieentscheidungen weiterhin an Gebrechlichkeit, funktionellen Status und Begleiterkrankungen angepasst werden müssen.
Ein wesentlicher Erkenntnisgewinn des Leitlinienprozesses besteht in der wachsenden Evidenz für den Nutzen eines CGA, nicht nur für klassische Chemo-, sondern auch für zielgerichtete Biologika-Therapien. Diese Einschätzung gewinnt zunehmend an Bedeutung, um patientenindividuelle Risiken wie Immobilität, Sturzneigung, Mangelernährung oder Demenz frühzeitig zu erkennen und gezielt zu adressieren.
Neuen Daten zeigen, dass das CGA auch im Kontext moderner Therapien eine wertvolle Orientierungshilfe bieten kann. Die DGG plant daher, diese Erkenntnisse im nächsten Update der CLL-Leitlinie in konkrete CGA-Empfehlungen umzusetzen.