»Zauberkünstler der Resistenz-Entwicklung« |
Laura Rudolph |
27.05.2025 11:00 Uhr |
Das gramnegative Bakterium Pseudomonas aeruginosa vereint häufig mehrere Resistenzmechanismen; daher ist es besonders schwer antibiotisch zu behandeln. / © CDC/Janice Haney Carr
»Alle drei Minuten stirbt weltweit ein Kind an einer Infektion mit resistenten Keimen«, warnte Dr. Ulrike Porsche in ihrem Vortrag über Antibiotikaresistenzen. Weltweit forderten resistente Erreger jährlich rund 1,3 Millionen Todesopfer – allein in Deutschland seien es nach Angaben des Robert-Koch-Instituts mehr als 45.000 Menschen pro Jahr. Damit zählen sie zu den zehn häufigsten Todesursachen hierzulande.
Apothekerin Dr. Ulrike Porsche / © Alois Mueller
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Zu den besonders problematischen Keimen zähle das gramnegative Bakterium Pseudomonas (P.) aeruginosa. »Es ist ein Zauberkünstler der Resistenzentwicklung«, betonte Porsche. Seine Resistenzmechanismen lassen sich im Wesentlichen in vier Kategorien einteilen: verminderte Permeabilität der äußeren Membran, Effluxpumpen, enzymatische Inaktivierung von Antibiotika und Biofilmbildung.
Die äußere Membran gramnegativer Bakterien wie P. aeruginosa besteht aus einer Lipid-Doppelschicht mit eingebetteten Porinen – das sind kanalbildende Proteine, die hydrophile Substanzen und auch Antibiotika in die Bakterienzelle schleusen. Besonders relevant sei etwa das Porin OprD, erklärte die Apothekerin. Fehlt es, etwa weil das Bakterium durch Selektionsdruck die Expression von OprD herunterreguliert, oder ist es mutiert, kann dies zu einer Resistenz gegen die Reserveantibiotikagruppe der Carbapeneme führen.
Gleichzeitig kann der »Zauberkünstler« Effluxpumpen ausbilden, die eine Vielzahl von Antibiotika – darunter β-Laktame, Chinolone und Aminoglykoside – aktiv aus der Zelle heraustransportieren. Auch im Ausbilden von β-Lactamasen ist P. aeruginosa ein Profi. Insbesondere Metallo-β-Lactamasen (MBL) sind ein häufiges Merkmal von multiresistenten Stämmen.
Ein besonders starker Abwehrmechanismus von P. aeruginosa ist seine Fähigkeit, Biofilme zu bilden. Diese erschweren nicht nur die Penetration von Antibiotika, sondern fördern auch das Überleben der Bakterien unter hypoxischen Bedingungen, etwa in chronischen Wunden. Interessant ist, dass Biofilme nicht »statisch« sind, sondern einem Zyklus unterliegen. Dieser besteht aus sechs Phasen:
Um Antibiotikaresistenzen wirksam in den Griff zu bekommen, braucht es eine Kombination aus Präventionsmaßnahmen, einer gezielten Antibiotikatherapie in Form eines Antibiotic Stewardship und intensiver Forschung zur Entwicklung neuer Wirkstoffe. Die Apothekerin warnte: »Gelingt dies nicht, könnten Infektionen mit resistenten Erregern bis zum Jahr 2050 weltweit die häufigste Todesursache sein.«