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Neue Studie

Zähneputzen als Schutz für das Herz

Wie stark eine gute Mundhygiene die Gesundheit beeinflussen kann, wird noch immer vielfach unterschätzt. Eine Studie zeigt nun einen möglichen weiteren Zusammenhang mit Herzerkrankungen.
PZ/dpa
03.12.2019  11:00 Uhr

Wird die Zahnreinigung vernachlässigt, kann die Mundflora aus dem Gleichgewicht geraten. In der Folge können Entzündungen entstehen, die zunächst Zähne und Zahnfleisch betreffen und dann über Nervenbahnen und Blutgefäße in den Körper wandern. Regelmäßiges Zähneputzen ist daher nicht nur wichtig, um Karies oder Parodontitis zu vermeiden. Der Zusammenhang zwischen Zahnhygiene und einer Reihe von Krankheiten ist schon seit längerem bekannt, etwa bei Lungen- und Herzentzündungen, Herzinfarkten, Schlaganfällen und sogar Erektionsstörungen. 

Einen weiteren möglichen Zusammenhang mit Herzerkrankungen ergab nun die Studie der südkoreanischen Ewha-Frauenuniversität. Das Team um Tae-Jin Song nutzte für die Analyse die Datenbank des nationalen Krankenversicherungssystems und wählte daraus 161.286 Teilnehmer zwischen 40 und 79 Jahren aus, deren medizinische Vorgeschichte keine Herzprobleme enthielt. Bei der Untersuchung wurden Daten zu Größe, Gewicht, Laborwerten, Krankheiten, Lebensstil, Mundgesundheit und Mundhygieneverhalten dieser Menschen erfasst. Durchschnittlich ein Jahrzehnt später wurde die Untersuchung wiederholt.

Zu dem Zeitpunkt hatten 4.911 der Teilnehmer (3 Prozent) ein Vorhofflimmern, also eine Herz-Rhythmus-Störung, und 7.971 (4,9 Prozent) eine Herzinsuffizienz entwickelt. Auffällig dabei war, dass jene Teilnehmer, die sich dreimal oder öfter am Tag die Zähne putzten, ein um 10 Prozent geringeres Risiko für Vorhofflimmern und ein um 12 Prozent vermindertes Risiko für Herzinsuffizienz hatten als jene mit einer schlechteren Mundhygiene, berichten die Forscher im «European Journal of Preventive Cardiology». Auch wiederkehrende professionelle Zahnreinigungen wirkten sich positiv aus.

Diese Ergebnisse zeigten sich unabhängig von Faktoren wie Alter, Geschlecht, sozioökonomischem Status, regelmäßiger Bewegung, Alkoholkonsum, Body-Mass-Index und weiteren Faktoren wie Bluthochdruck. Wie die Wirkung zustande kommen könnte, beantwortet die Untersuchung nicht. Die Forscher vermuten, dass regelmäßiges Zähneputzen Bakterien in den schwer erreichbaren Taschen zwischen Zahnfleisch und Zähnen reduziert und damit verhindert, dass diese in den Blutkreislauf gelangen.

Song räumt ein, dass die Analyse nur auf Daten aus einem einzigen Land beruht und als reine Beobachtungsstudie keine Ursachen aufzeigen kann, betont aber auch: «Wir haben eine große Gruppe über einen langen Zeitraum untersucht, was unsere Ergebnisse stärkt.» – eine Stärke der Studie, die auch die beiden Mediziner Pascal Meyre vom Universitätsklinikum Basel und David Conen von der kanadischen McMaster Universität in einem begleitenden Kommentar hervorheben.

Meyre und Conen merken allerdings an, dass Faktoren wie Bildungsgrad und Familienstand nicht abgefragt und berücksichtigt wurden, obwohl diese sich nachweisbar auf die Mundhygiene auswirkten. Zudem basierten die Angaben zum Zähneputzen auf Aussagen der Teilnehmer selbst, was immer eine gewisse Fehlermöglichkeit bedeute. «Es ist sicherlich zu früh, um Zähneputzen zur Vorbeugung von Vorhofflimmern und Herzinsuffizienzen zu empfehlen», schließen die beiden Mediziner. Zunächst seien weitere Analysen dazu nötig.

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