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»Keiner braucht die Apotheken«

Wut nach FAS-Krawallkommentar

Weil Drogerien den Gesundheitsmarkt aufmischen, geraten Apotheken in die Schlagzeilen. Mit dem Kommentar »Keiner braucht Apotheken« sorgt etwa die »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« (FAS) für wütende Reaktionen in der Apothekenwelt.
AutorKontaktCornelia Dölger
Datum 27.10.2025  14:00 Uhr

Seit August bietet dm Gesundheits-Selbsttests in vereinzelten Märkten in Deutschland an, und der geplante OTC-Versand aus Tschechien wird immer greifbarer. Bei der Jahrespressekonferenz des Drogerieriesen aus Karlsruhe lieferte dm-Chef Christoph Werner vergangene Woche einen geradezu philosophischen Unterbau als Begründung für die neuen Marktaktivitäten; sie seien die folgerichtige Konsequenz aus verkrusteten Strukturen und neuen Kundenbedürfnissen.

Zu diesen verkrusteten Strukturen zählen manche Zeitungsredaktionen offenbar auch die Apotheken. Diese geraten nämlich derzeit in die Schusslinie von Kommentatoren, etwa bei der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung« (FAS) und dem »Handelsblatt«. Die »FAS« verneint in ihrem Meinungsbeitrag sogar jeglichen Bedarf an apothekerlicher Versorgung.

Geradezu wütend äußert sich der Autor zur Rolle der Apotheken, die in seiner Wahrnehmung an Überholtheit nicht zu überbieten ist. Schon die Überschrift des Kommentars ist eine Kampfansage: »Keiner braucht die Apotheken«. Es folgt eine Liste an vermeintlichen Begründungen für diese Behauptung, mit teils abschätzigen Formulierungen gegenüber dem Berufsstand und einer Menge Aggression.

Daseinsberechtigung von Praxen, Schulen und Printmedien 

Apothekerin Julia Bark, die sich mit den »Apotigern« regelmäßig auf Social Media für ihren Berufsstand einsetzt, ist bei der sonntäglichen Lektüre offensichtlich der Kragen geplatzt. Auf LinkedIn bezeichnet sie den FAS-Krawallkommentar  als das »kurzsichtigste, uninformierteste, ignoranteste Statement« zu Apotheken, das sie jemals gelesen habe. Würde man die Argumentation des Autors auf demselben Niveau weiterspinnen, so Bark, hätten auch Ärzte, Schulen und Printmedien am Ende keine Daseinsberechtigung mehr, denn ihre Leistungen könnten inzwischen locker von der KI übernommen werden oder seien grundsätzlich nicht mehr zeitgemäß. 

Bark stört sich neben den unpassenden Argumenten auch am Ton des Kommentars und adressiert direkt an den Autor: »Ihre Aneinanderreihung nicht zu Ende gedachter, herablassender und schlecht recherchierter Argumente macht mich unfassbar wütend.« Apothekenteams retteten jeden Tag Leben, verhinderten Wechselwirkungen, Fehl- und Nichteinnahmen, entlasteten Praxen und Notaufnahmen, fänden Lösungen bei Lieferengpässen und seien nicht zuletzt ein sozialer Anker. Es gehe nicht um »Bagatellpillen«, sondern um Verantwortung.

Beratung? Laut Kommentar überflüssig oder eigennützig

Ihren Gegenkommentar, für den sie auf der Plattform übrigens viel Zuspruch bekommt, schließt sie mit: »In Ihrem unbedingten Streben nach #Relevanz und #Kontroverse zwitschern Sie mal eben eine Meinung in die Welt, die an Ahnungs- und Respektlosigkeit nicht zu überbieten ist.«

Der FAS-Autor hatte in dem Kommentar keinen Hehl daraus gemacht, dass er eine Gesundheitsversorgung ohne Apotheken für zeitgemäßer und kundenorientierter hält. Bei der Beratung in der Apotheke etwa werde entweder Überflüssiges oder Eigennütziges geboten. Die Apothekenpflicht und der damit intendierte Patientenschutz schlügen fehl, weil sich Missbrauch durch die schiere Anzahl an Apotheken – »an jeder größeren Kreuzung drei Niederlassungen dieser Branche« – eben nicht verhindern lasse. Er forderte, dass Handelsketten »Bagatellpillen wie Aspirin, Paracetamol oder Ibuprofen« in ihre Regale stellen dürften.

Für Rx seien Apotheken grundsätzlich unnötig; die Verschreibung und Beratung erfolgten doch bereits durch den Arzt oder die Ärztin. Im schlimmsten Fall würden die Empfehlungen der Apotheken den ärztlichen widersprechen, was für die Betroffenen »verwirrend« und seitens der Apotheken »anmaßend« sei. 

Auch bei Notdiensten und Rezeptur sieht der Autor keinen Bedarf an Apotheken: Die Belieferung von Arzneimitteln könnten demnach im Notfall »die entsprechenden Kleintransporter« individuell und auch nachts und am Wochenende übernehmen. Und das »Mischen« sei leicht zu zentralisieren, geschehe so teilweise jetzt schon.

dm-Vorstoß als »Randnotiz im Wandel«?

Das »Handelsblatt« geht in seinem Kommentar tendenziell in dieselbe kritische Richtung, bleibt aber differenzierter. Angesichts der Drogerievorstöße werde es für die Apotheken »immer enger«, wird gemutmaßt, denn mit dm und anderen Drogerien sowie Discountern stehe ein Strukturwandel im Apothekenmarkt an. Dieser biete Kundinnen und Kunden Vorteile, weil die Arzneimittelversorgung mit einem offeneren Markt einfacher und bezahlbarer würde.

Die neuen Pläne seien also mindestens »eine Randnotiz im Wandel«, heißt es in dem Kommentar mit dem Titel »Lidl und dm wollen auf Apotheke machen. Na und?« Daher sei es an der Zeit, »einmal das große Bild zu zeichnen: Welche Versorgung mit Medikamenten in Deutschland wollen wir? Und was wollen wir dafür bezahlen?«

Mit Blick in die USA, wo Amazon bereits eine Führungsrolle als Apotheke übernommen habe, könnte die »Disruption« des Markts ungleich schärfer sein, vergleicht die Autorin. Die Apotheken unterlägen allzu starren Gesetzen, die sie am Wettbewerb hinderten, hier solle die Politik ansetzen. Eine »faire Chance« für die Apotheken sieht die Autorin in mehr Geld pro Rx-Packung, allerdings nimmt sie auch etwa das Rx-Boniverbot und das Fremd- und Mehrbesitzverbot in den Blick.

Auch mit neuer Konkurrenz im OTC-Markt bliebe den Apotheken zumindest das Rx-Segment, der »mehr als 60 Milliarden Euro schwere Markt für verschreibungspflichtige Medikamente«. Zwar eroberten EU-Versender auch hier Raum, ihr Anteil liege aber weiter auf sehr niedrigem Niveau. Apotheken hätten noch Zeit zu reagieren.

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