Wirtschaft & Handel
Vertriebskonzept von HMR wird
ab sofort umgesetzt
Seit dem 1. November 1996 bedient
Hoechst Marion Roussel (HMR), der Pharmabereich der
Hoechst AG, seine Kunden über vier Geschäftseinheiten
mit jeweils eigenen Außendienstmitarbeitern. In einem
zweiten Schritt soll 1997 an allen Standorten die
Ausgliederung des Pharmabereichs aus dem Konzern
erfolgen. Der Gang an die Börse in den USA und Frankfurt
am Main ist etwa gleichzeitig geplant. Dies waren die
Hauptbotschaften aus der Herbstbilanz-Pressekonferenz der
Hoechst AG und bei der Vorstellung der HMR Deutschland in
Bad Soden.
Der Konzernchef, Jürgen Dormann, legte am 6.
November 1996 ein bereits seit langem angekündigtes
Konzept auf den Tisch. Danach sollen die weltweiten
geschäftlichen Aktivitäten vollständig in rechtlich
eigenständige Be-teiligungsunternehmen aufgegliedert
werden. Hoechst übernimmt als Holdinggesellschaft die
strategische Aufgabenstellung und führt nach einer
Übergangsphase kein operatives Geschäft mehr. Unter dem
Dach der Holding soll es zehn global operierende
Kerngruppen geben, und zwar das in der HMR
zusammengefaßte Pharmageschäft, Behring Diagnostics,
Agrevo, organische Chemikalien, Spezialchemikalien,
Trevira, Messer, Hoechst Roussel Vet, Herberts und
schließlich die technischen Kunststoffe.
Unter dem Dach von HMR befinden sich die
Pharmaaktivitäten von Hoechst, Marion Merrell Dow,
Albert Roussel Pharma und Cassella-Riedel Pharma, die
zusammen mit rund 42 000 Mitarbeitern weltweit 13
Milliarden DM umsetzen, HMR ist damit Nummer 4 unter den
weltweit operierenden Pharmafirmen. Nach Zustimmung der
Hauptversammlung soll HMR Deutschland genauso wie die
anderen Standorte - in ein rechtlich eigenständiges
Unternehmen überführt werden. Bereits seit dem 1.
August 1996 sind in Deutschland alle Pharmaaktivitäten
organisatorisch zusammengefaßt. Das deutsche
Tochterunternehmen trägt mit 6 300 Mitarbeitern, davon 1
500 in Forschung und Entwicklung, ein Fünftel zum
Weltgeschäft bei.
Strategische Ausrichtung weltweit
Im Gegensatz zu anderen Großkonzernen will HMR nicht in
das Generikageschäft einsteigen, wie Dr. Heinz-Werner
Meier, Leiter HMR Deutschland, betonte, "auch nicht,
falls unsere Umsätze zurückgehen sollten".
Behalten werde man allerdings zunächst die bereits
existierenden Generikatöchter, wie Cox in
Großbritannien oder Copley und Rugby in USA.
Kerngeschäft der HMR werde die Erforschung und
Entwicklung innovativer, patentgeschützter Arzeimittel
sein, um neue Behandlungsmöglichkeiten zur Bekämpfung
von Krankheiten anzubieten. Gefördert werden sollen
innnovative Technologien, so insbesondere die Bio- und
Gentechnologie.
In diesem Zusammenhang kam von Meier auch ein klares
Bekenntnis zu den Standorten in Frankfurt-Hoehst,
Wiesbaden sowie dem Forschungslabor in Martinsried bei
München. Zwar wird in den USA das Entwicklungszentrum
angesiedelt sein, Deutschland bleibt aber eines der drei
strategischen Forschungs- und Entwicklungszentren, und
von Frankfurt aus erfolgt die zentrale Steuerung der
Forschung.
Indikationsorientierte Geschäftseinheiten
Neue Strukturen kennzeichnen den Bereich Vertrieb und
Marketing. So wurden die Geschäftseinheiten
indikationsorientiert neu gebildet (Servicenummern der
neuen Geschäftseinheiten: Herz-Kreislauf 069/305-84233,
Diabetes/ZNS 069/305-84211,
Infektiologie/Gastroenterologie 069/305-84147,
Allergologie/Dermatologie/Rheumatologie 069/305-84222).
Für jedes Therapiegebiet will HMR den Ärzten eine
behandlungsorientierte Beratung anbieten. Über eine
Weiterbildung sollen sich die Außendienstmitarbeiter als
Produkt- und Indikationsspezialisten qualifizieren. Rolf
Dieter Schroiff, HMR-Leiter Marketing und Vertrieb,
nannte als Zielsetzung die größere Selbständigkeit und
Verantwortlichkeit der einzelnen Bereiche.
PZ-Artikel von Erdmute Arnold, Bad Soden
© 1996 GOVI-Verlag
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