Wirtschaft & Handel
Gerüchte
Pharmabörse
Der bereits seit mehr als sechs
Jahren anhaltende Aufwärtstrend an den Börsen der Welt
geriet in der vorletzten Oktoberwoche ins Stocken. Wieder
leicht steigende Kapitalmarktzinsen waren die Ursache
dafür, daß die Anleger in zahlreichen Aktien zuvor
angefallene Kursgewinne realisierten. Einzelne
Pharmawerte erreichten auf der anhaltend hohen
Fusionswelle erneut Rekordmarken. Dabei sorgten Gerüchte
über neue Firmenzusammenschlüsse vereinzelt für
kräftige Kursgewinne.
Hiervon war an der Londoner Börse erneut Zeneca
betroffen, wo Analysten weiter auf ein Übernahmeangebot
durch die schweizerische Roche Holdings spekulieren.
Zeneca-Vorstandschef David Barnes hatte zudem erklärt,
das Unternehmen strebe in den nächsten fünf Jahren
einen durchschnittlichen jährlichen Gewinnanstieg von 15
Prozent an. Zeneca will bei Krebsmitteln bis Anfang des
nächsten Jahrtausends Weltmarktführer werden
Nachdem bekannt wurde, daß ein deutsches
Chemieunternehmen angeblich Interesse an einer Übernahme
der norwegischen Nycomed haben soll, zog diese Aktie an
der Börse in Oslo kräftig an.
Merck Darmstadt plant die Übernahme der KMF Laborchemie,
die 1995 einen Umsatz von mehr als 50 Millionen DM
erzielte. Merck hat darüber hinaus die Investition von
umgerechnet 15 Millionen US-Dollar in ein
Forschungsunternehmen mit der 3-Dimensional
Pharmaceuticals angekündigt.
BASF plant mit der amerikanischen Biotechgesellschaft
Lynx Therapeutics die Gründung eines
51-zu-49-Gemeinschaftsunternehmens. In das Unternehmen,
das seinen Sitz in Heidelberg haben soll, will BASF 100
Millionen DM investieren. Mit einem Börsengang innerhalb
der nächsten fünf Jahre rechnet die
BASF-Unternehmensleitung nicht.
An der Börse in Paris schob sich die Roussel-Uclaf-Aktie
mit einem weiteren markanten Kursgewinn in den
Vordergrund des Anlegerinteresses. Auch hier spekuliert
die Börse nach wie vor auf eine Abfindung durch den
Großaktionär Hoechst.
In Österreich ist Fresenius auf Einkaufstour gegangen,
indem von der Raiffeisenzentralbank eine
Mehrheitsbeteiligung an der Laevosan übernommen wurde.
Das Linzer Unternehmen erzielte 1995 einen Umsatz von
umgerechnet 97 Millionen DM.
Die Aktie von Bristol Myers Squibb stand zeitweise im
Mittelpunkt des Geschehens in der Wall Street, weil der
mit 1,60 (nach 1,36) US-Dollar je Aktie gemeldete Gewinn
über den Schätzungen der Analysten lag. Positiv wurde
an der Börse vermerkt, daß der Umsatzrückgang mit dem
Herzmittel Capoten durch andere Produkte mehr als
aufgefangen werden konnte.
Rhone-Poulenc Rorer steigerte diese Kennzahl von 0,61 auf
0,72 US-Dollar je Aktie. Bei der FDA hat das Unternehmen
um die Genehmigung für neue Anwendungsmöglichkeiten von
Tilade (Asthma) und Nasacort AG (Allergische
Erkrankungen) nachgesucht.
Einen Anstieg von 0,48 auf 0,56 US-Dollar je Aktie
meldete Warner Lambert, wobei in den Zahlen des Vorjahres
außerordentliche Erträge von 0,31 US-Dollar enthalten
waren. Der von Eli Lilly vorgelegte Ertrag von 0,64
US-Dollar lag im Rahmen der Analysten-Erwartungen. Der
Umsatz des Blockbuster-Medikaments Prozac
(Antidepressivum) erreichte in den ersten neun Monaten
dieses Jahres 1,75 Milliarden US-Dollar. Für das vierte
Quartal erwartet das Management eine kräftige Steigerung
der Umsätze aufgrund des kürzlich zugelassenen
Schizophreniemittels Zyprexa.
Kanadas Biochem Pharma schaffte im dritten Quartal den
Aufstieg in die schwarzen Zahlen. Im Zuge der
erfolgreichen Einführung des MS-Mittels Avonex zeigte
sich der Biochem-Aktienkurs von einer stärkeren Seite.
Dies auch deshalb, weil das Unternehmen einen Aktiensplit
im Verhältnis von 2 zu 1 angekündigt hat.
Die beiden künftigen Novartis-Partner Sandoz AG und Ciba
Geigy AG meldeten für die ersten neun Monate dieses
Jahres eine positive Umsatzentwicklung. Zuvor hatte Roche
von einer Verbesserung auf 11,73 Milliarden Schweizer
Franken berichtet, wobei der Pharmasektor ein
12prozentiges Umsatzwachstum erzielte.
Von 669 auf 756 Millionen Franc steigerte Rhone-Poulenc
in den ersten drei Monaten 1996 den Nettogewinn. Der
Umsatz wies eine Steigerung von 19,6 auf 20,5 Milliarden
Franc auf.
PZ-Artikel von Jonas Dowen, New York
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