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Wann lohnt sich der Direktbezug?

Datum 06.10.1997  00:00 Uhr

- Wirtschaft & Handel

Govi-Verlag

Wann lohnt sich der Direktbezug?

Der Treuhand-Verband Deutscher Apotheker e. V. hat eine betriebswirtschaftliche Grundlagenforschung initiiert. In diesem Zusammenhang ist man auch dem Thema "Vorteilhaftigkeit der Bezugswege für die Apotheke" nachgegangen. Dabei wurden die ökonomischen Aspekte des Direktbezugs analysiert.

Sinn hat der Vergleich der Bezugswege Großhandels- und Direktbezug nur für die Produkte, für die beide Alternativen tatsächlich gegeben sind. Das sind vor allem abverkaufsstarke Artikel, vorrangig der Selbstmedikation und des Nebensortiments. In manchen Apotheken ist der vom Vertreter angebotene Rabatt die wesentliche Motivation für den Direktbezug. Jedoch werden Überlegungen zu echten wirtschaftlichen Vorteilen oft nicht angestellt. So ist der unterschiedliche Arbeitsaufwand der alternativen Bezugswege meist nicht transparent und wird vernachlässigt.

Für den Direktbezug spricht:

O Rabattvorteil beim Hersteller
O kein Handelsspannenausgleich
O häufig höheres Skonto
O längere Valutierung
O Warenproben und Tüten gratis
O Sonderleistungen des Vertreters

Nachteile des Direktbezugs sind:

O Rabattvorteil auch beim Großhandel durch Sonderangebote
O Mehraufwand bei Bestellung und Bearbeitung
O längere Lagerdauer, eventuell Zwischenlager
O Verfallrisiko, Risiko der Packungsumstellung
O Müllentsorgungsprobleme

Direktbezug kontra Großhandelsbezug

Der Arbeitsablauf beim Warenbezug, also auch beim Direktbezug, gliedert sich schematisch in Bestellung, Annahme der Lieferung, Bearbeitung der Lieferung sowie Einlagerung der Waren und Auffüllvorgänge.

Die Bearbeitung des Direktbezugs zieht einen Mehraufwand in allen Teilbereichen nach sich, der ökonomisch zu bewerten ist. Dem Mehraufwand beim Direktbezug ist ein Minderaufwand beim Großhandelsbezug gegenzurechnen. Dieser resultiert daraus, daß für alle Packungen, die direkt beim Hersteller bestellt werden, die Beschaffung über den Großhandel entfällt. Für diese Teilbereiche wurden die Mehrkosten beim Direktbezug ermittelt:

O Effektiver Zeitaufwand für die einzelnen Tätigkeiten: Diese Werte stammen aus einer Untersuchung der betriebswirtschaftlichen Grundlagenforschung zur Veteilung des Arbeitszeitaufwandes in Apotheken.

O Direkt zurechenbare Personalkosten der Mitarbeiter, die die Tätigkeiten üblicherweise ausführen: Auch diese Daten stammen aus der obengenannten Untersuchung.

Beispielhaft stellen wir nachfolgend für zwei typisierte Arbeitsabläufe die Mehrkosten des Direktbezugs gegenüber dem Großhandelsbezug dar: Bestellung per Fax und Lagerung am Abverkaufsort, daher keine Auffüllvorgänge: Mehrkosten 17 DM. Bestellung mit Vertretergespräch und Lagerung zum Teil im Übervorrat, daher mehrmaliges Auffüllen nötig: Mehrkosten 45 DM. Die Mehrkosten müssen durch Vorteile kompensiert werden. Ein echtes Plus beim Direktbezug ergibt sich für die Apotheker aber erst, wenn die Rabattvorteile deutlich über dem Bearbeitungsaufwand liegen.

Interessant ist daher die Frage: Um wieviel Prozentpunkte muß der Direktrabatt den Großhandelsrabatt übersteigen, damit der zusätzliche Arbeitsaufwand bei einer Direktlieferung kompensiert wird? Bei einem Auftragswert von 500 DM und Mehrkosten von 45 DM muß der Herstellerrabatt um mindestens neun Prozentpunkte über dem Großhandelsrabatt liegen. Diese ökonomische Berechnung enthält allerdings keine sonstigen Vergünstigungen des Herstellers (Dekorationsmaterial, Literatur). Zusatznutzen können eine Vorteilhaftigkeit aber auch schon bei geringeren Auftragswerten herbeiführen. Umgekehrt sollte beim Direktbezug bedacht werden, daß der wirtschaftliche Vorteil auch die sonstigen, nicht rechenbaren Nachteile mindestens kompensieren muß.

Längere Lagerdauer und Valutierung

Die vorstehende Betrachtung berücksichtigt noch keine längere Lagerdauer der Ware bei einem Direktbezug gegenüber einem Stapelauftrag beim Großhandel. Zur abschließenden Beurteilung der Vorteilhaftigkeit dürfen aber Lagerdauer und Valutierung nicht vernachlässigt werden. Bei längerer Lagerdauer (Winterbevorratung) muß sich die Rabattdifferenz um die zusätzlichen Zinskosten erhöhen, bei Valutierung ermäßigt sie sich. Wir haben diese beiden Aspekte rechenbar gemacht.

Fazit

Ob sich ein Direktbezug lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wesentliche Einflußgrößen sind neben dem Arbeitsaufwand der Auftragswert sowie die Zahlungsbedingungen und die Lagerdauer. Direktbezug ist also in jedem Fall günstig. Der Direktbezug kann aber unter bestimmten Bedingungen zu einem schlechten Geschäft werden, wenn die Apotheke dadurch bestimmte, vereinbarte Rabattstaffeln beim Großhandel nicht erreicht. Darum sollte sich jede Apotheke auf der Basis ihrer konkreten Gegebenheiten eine individuelle Direktbezugsstrategie festlegen.

PZ-Artikel vonUrsula Hasan-Boehme und Michael Holzki, Hannover Top

 

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