Pharmazeutische Zeitung online

Schering wird in Brasilien scharf attackiert

06.07.1998  00:00 Uhr

- Wirtschaft & Handel

Govi-Verlag

Schering wird in Brasilien scharf attackiert

Weil wirkungslose Microvlar-Placebos in Brasilien auf den Markt gelangt sind, muß die brasilianische Tochter des deutschen Pharmakonzerns Schering mit einer Geldstrafe von umgerechnet 4,55 Millionen DM rechnen. Das soll ein Sprecher des Sekretariats für Wirtschaftsrecht am 1. Juli in der Hauptstadt Brasilia bestätigt haben, meldete die Nachrichtenagentur dpa. Verhängt werde eine Höchststrafe im Rahmen des brasilianischen Verbraucherschutzgesetzes.

Der Schering-Konzern selbst teilte in einer Presseinformation mit, offiziell von dieser Entscheidung nicht unterrichtet worden zu sein.Die polizeilichen Ermittlungen seien noch gar nicht abgeschlossen. Zugleich wurden die erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. Die Tochtergesellschaft Schering do Brasil habe definitiv keine Placebos in den Handel gebracht und sei selbst ein Opfer krimineller Handlungen geworden. Zum Probelauf einer neuen Verpackungsmaschine seien, wie in solchen Fällen üblich, Packungen mit Placebo-Tabletten hergestellt worden, die Milchzucker mit einem Überzug aus Zuckerguß enthielten. Diese seien nach dem Probelauf zur Entsorgung an eine Drittfirma übergeben worden. Die von der Gesundheitsbehörde in Sao Paulo überprüfte Dokumentation belege eine ordnungsgemäße Abwicklung der Betriebsabläufe. In Absprache mit der zuständigen Gesundheitsbehörde habe Schering sofort in den brasilianischen Tageszeitungen Anzeigen geschaltet, um die leicht identifizierbare Testcharge zu beschreiben und den Verwenderinnen Gelegenheit zu geben, ihre bereits gekauften Microvlar-Packungen zu überprüfen. Ihnen sei zugleich dringend empfohlen worden, keinesfalls die Einnahme des Originalpräparats zu unterbrechen und im Zweifel sich vorsichtshalber durch weitere Verhütungsmaßnahmen (Kondome) zu schützen. Zusätzlich seien alle im Handel befindlichen Microvlar-Packungen zurückgerufen worden.

Als absolut überhöht wies Schering Angaben aus Brasilien zurück, wonach 50.000 Packungen mit den Placebos im Umlauf seien. Bisher hätte die Tochtergesellschaft nur zwei solcher Packungen zurückerhalten, eine dritte sei im Fernsehen gezeigt worden. Insgesamt fünf Frauen hätten sich gemeldet, die angaben, aufgrund wirkungsloser Microvlar-Pillen schwanger geworden zu sein. Nach Einzelprüfungen wolle Schering sich mit den Frauen kulant einigen, wie eine Sprecherin am 2. Juli auf dpa-Anfrage in Berlin mitteilte.

Aufschlußreich sind in diesem Zusammenhang zwei Berichte, einmal in der Frankfurter Rundschau vom 4. Juli von deren Korrespondenten Carl Goerdeler und zum anderen von Apotheker Udo Ament im Rundbrief des Vereins demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP) Nr. 44/98. Ament hatte während seines Urlaubs in Brasilien wegen eines harten Kampfes mit einem deutschen Schäferhund mehr als ihm lieb war mit Krankenhäusern und Apotheken zu tun. Die Berichte zusammengenommen gibt es in Brasilien 55 000 Apotheken, die von 7000 Großhändlern beliefert werden. Gearbeitet wird meist unkontrolliert. Es haben sich im Pharmamarkt mafiose Strukturen gebildet, und es ist absolut nicht die Regel, in einer Apotheke auf einen Pharmazeuten zu treffen. So wie es aussieht, ist Schering darüber hinaus Opfer neu anstehender Regierungswahlen. Jedenfalls soll der Gesundheitsminister José Serra die Gunst der Stunde nutzen und sich in dem neuen Fälschungsskandal als "Mann der kleinen Leute" profilieren.

PZ-Artikel von Ermuthe Arnold, Eschborn
Top

© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail:
redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa