Wirtschaft & Handel
Die Globalisierung der Märkte und der Übergang von der Industrie- zur
Informationsgesellschaft werden in Zukunft auch die Tätigkeitsfelder der
Rechenzentren drastisch verändern, sagte Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des
Norddeutschen Apothekenrechenzentrums bei der
NARZ-Mitgliederversammlung am 13. Juni in Hamburg. Je näher die
Jahrtausendwende rückt, desto stärker verbreite sich das Gefühl der
Ungewißheit und Angst, das so irreal nicht sei.
Als deutliches Alarmzeichen bewertete Graue die auf 0,4 Prozent vom Umsatz
gesunkene Rendite der Apotheken. Orientieren sich die Kosten insgesamt an den
Indices, die auch für andere Marktsegmente gelten, so bestehe das Dilemma der
Apotheken darin, daß sie im Gegensatz zu anderen einschränkenden
Rahmenbedingungen unterliegen, die im SGB V festgelegt sind.
Graue nannte das in den Paragraphen 2, 12 und 70 verankerte
Wirtschaftlichkeitsgebot, die Festbetragsregelung gemäß § 35, das Arznei- und
Heilmittelbudget im § 84 und die Wirtschaftlichkeitsprüfung gemäß § 106. Hinzu
kommen die Zuzahlungserhöhungen, die nicht selten zu Verweigerungen führten. Die
Dunkelziffer sei nicht sicher zu ermitteln.
Aufbau einer transparenten Gesundheitsberichterstattung
Der NARZ-Vorsitzende hob die Bedeutung der Partnerschaft
Apotheker-Krankenkassen zur Bewältigung der Zukunft hervor. Auch für das
NARZ gelte, was Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer beim Besuch des
standeseigenen Darmstädter Apothekenrechenzentrums gesagt hat: "Die Apotheker
sind, was Datenaufbereitung und Transparenz angeht, Spitze im deutschen
Gesundheitswesen." Ärzte und Krankenkassen sollten unbedingt aufschließen. Das
vorhandene Potential müsse zum Aufbau einer Gesundheitsberichterstattung genutzt
wurden.
Mit Hilfe der Apothekerverbände setze das NARZ seinen statistischen
Erfahrungsschatz stärker als bisher in anonymisierter Form zum Nutzen von
Apotheken, Ärzten und Krankenkassen ein, so Graue. Ziel soll unter anderem sein,
mit Hilfe der epidemiologischen Statistik frühzeitig Gesundheitstrends aufzuzeigen
und eine stark qualitätsorientierte Therapie zu vermitteln, betonte der
NARZ-Vorsitzende, der auf die vom Rechenzentrum entwickelte CD-ROM zur
Beantwortung pharrnazeutischer Fragen verwies. Mit ihr habe das NARZ die
entsprechende Einstimmung für die bereits angelaufenen Arzt-/Apothekergespräche
gegeben.
Verbesserte Qualität durch die Zusammenarbeit mit Ärzten
Kombinierte Budgets, Bonusverträge, vernetzte Praxen und Richtgrößen bringen es
mit sich, daß sich Apotheker als Fachkundige in die Diskussion einschalten müssen.
Dieses sei nur mit Hilfe der statistischen Daten des Rechenzentrums möglich.
"Wir sind auf dem besten Weg, und zwar nicht um zusätzliche Einsparpotentiale zu
Lasten der Apothekenumsätze zu suchen, sondern um eine qualitativ sinnvollere
Verordnung anzuregen", so Graue. Er betonte: "Verbesserte Qualität durch die
Zusammenarbeit mit Ärzten ist angesagt." Im Zeitalter des extrem rasanten
Informationsaustausches sei derjenige im Vorteil, der am schnellsten und
effizientesten Daten erhält und auswertet. Der Spruch "Wissen ist Macht" gelte heute
im verstärkten Maße.
Strategische Allianzen zwischen Rechenzentren und Verbänden waren Stichworte
auch im Bericht des NARZ-Geschäftsführers Hanno H. Helmker zur wirtschaftlichen
Situation des NARZ. Aufgrund drastischer Sparmaßnahmen der GKV ist die Zahl
der verarbeiteten Rezepte um 7,7 Prozent zurückgegangen, so Helmker. Der
Bruttowert eines Rezeptes ist um 2,9 Prozent gestiegen. Dagegen ist der Bruttowert
aller Rezepte um 5 Prozent und der Wert der Rezepte je Apotheke um 5,9 Prozent
gesunken. Nach erfolgreicher Konsolidierung und Optimierung der
Produktionsprozesse komme es nunmehr darauf an, neue Geschäftsfelder zu
besetzen und die dazu erforderlichen Servicefunktionen weiter auszubauen.
Beitrag von der PZ-Redaktion
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