Wirtschaft & Handel
Um 17 Prozent auf über 25 Milliarden DM ist der Umsatz des
Gehe-Konzerns im Geschäftsjahr 1997 angestiegen. Ausführlich erstattete
der Vorstandsvorsitzende Dieter Kämmerer der Aktionärsversammlung am
9. Juni 1998 in Stuttgart Bericht. Die PZ informiert nachfolgend besonders
über die Entwickung im Ausland, in dem der Konzern rund 78 Prozent des
Umsatzes erwirtschaftete. 1992 waren es gerade mal 6 Prozent. Beim
Ergebnis vor Steuern beträgt der Auslandsanteil 71 Prozent.
Bereinigt um die Veränderungen des Konsolidierungskreises hat Gehe ein
Umsatzplus von 5 Prozent erzielt. Aufgrund des regulativen Drucks der
Krankenkassen und Regierungen ergab sich im Pharmagroßhandelsbereich in
Deutschland nur ein bescheidenes Wachstum von 1,7 Prozent beziehungsweise eine
Umsatzrendite von 1,9 Prozent und in Frankreich ein Umsatzanstieg von unter 2
Prozent und eine Umsatzrendite von 1,6 (Vorjahr: 0,8) Prozent.
Verbesserte Niederlassungsstruktur in Frankreich
Alljährlich, so Kämmerer, weist die französische Krankenversicherung Assurance
Maladie hohe Defizite in der Größenordnung von 10 bis 15 Milliarden DM aus. Dies
führte zu restriktiven Maßnahmen seitens der Regierung. So unterliegt der
französische Pharmagroßhandel seit mehreren Jahren der Contribution
Exceptionelle, einer Abgabe an den Staat, die in Abhängigkeit vom Marktwachstum
der Verschreibungsarzneimittel (etwa 80 Prozent des OCP-Sortiments), mindestens
0,5 Prozent bis 1,5 Prozent vom Umsatz betragen kann. 1996 habe die Abgabe
aufgrund des niedrigen Marktwachstums 0,94 Prozent betragen, das Wachstum
1997 löste eine Erhöhung auf 1,22 Prozent aus.
Die Ergebnissteigerung bei OPC ist allein auf die verbesserte Niederlassungsstruktur
zurückzuführen. Nach Übernahme der Gruppe durch Gehe 1993 sind die
Niederlassungen von 78 auf jetzt 57 zurückgeführt worden, ohne Einbußen beim
Marktanteil von rund 41 Prozent hinzunehmen, wie Kämmerer betonte.
Lloyds Pharmacy: der gemeinsame Auftritt von AAH und Lloyds
Die weitaus höchsten Wachstumsraten in den drei größten europäischen
Pharmamärkten (Deutschland, Frankreich, Großbritannien) verzeichnete in den
letzten zehn Jahren Großbritannien in einer Bandbreite von etwa 8 bis 12 Prozent.
1997 hat das Wachstum - ausschließlich aufgrund der Volumen- und
Strukturveränderungen - laut Kämmerer 8 Prozent betragen. Die
Gehe-Tochtergesellschaften AAH und Lloyds haben in diesem Umfeld "sehr gute
Ergebnisse erzielt" und erwirtschaften 32 Prozent des Konzernumsatzes und 29
Prozent des Ergebnisses vor Steuern. Obwohl Frankreich mit 10,6 Milliarden DM
Umsatz vor England liegt (8 Milliarden DM), haben die Briten beim Ergebnis (138
Millionen DM versus 135 Millionen) die Nase um 3 Millionen DM vorn. Das
operative Ergebnis in Großbritannien vor Akquisitionszinsen entspricht einer
Umsatzrendite von 3,5 Prozent. Davon entfallen auf den Pharmagroßhandel 2,6
Prozent und auf die Apothekenkette 5,3 Prozent.
Neuer Firmensitz aller britischen Aktivitäten ist die mittelenglische Stadt Coventry
nahe Birmingham. Hier erledigen rund 600 Mitarbeiter, die vorher auf neun
Standorte in Mittelengland und London verteilt waren, alle Zentralfunktionen.
Für die 368 AAH/Hills-Apotheken und 906 Lloyds-Apotheken wurde ein
einheitliches Firmenkonzept und Erscheinungsbild entwickelt, das im März 1998
eingeführt wurde. Alle Apotheken sollen in den nächsten drei Jahren unter dem
Namen Lloyds Pharmacy neu ausgestattet werden, um einen gemeinsamen und
modernen Marktauftritt als "Wellness Center Concept" zu erreichen. Ein gelb-grünes
Logo stellt die apothekentypischen Arbeitsmittel Mörser und Pistill dar.
Schwerpunkt des Sortiments ist laut Kämmerer - anders beziehungsweise vice versa
als bei Boots - der Arzneimittelbereich im Verhältnis 80:20. Die einzelnen
Apotheken befinden sich vorwiegend in Gesundheitszentren und in Ärztehäusern und
in Wohngegenden.
Erfreuliche Entwicklung des Versandhandels
Während der Gehe-Vorstand mit der Entwicklung des Gesundheitsdienstes in
Deutschland - anders als in Frankreich - nicht zufrieden ist, allerdings hier
Wachstumschancen sieht, hat der Geschäftsbereich Versandhandel der Kaiser +
Kraft-Gruppe "nur Freude...bereitet". Dieser hat aber, wie Kämmerer betonte, gar
nichts mit Arzneimitteln und Gesundheit zu tun. Der Versandhandel für gewerbliche
Abnehmer von Büro-, Lager- und Betriebseinrichtungen ist in zwölf Ländern
Europas und in den USA sowie Kanada aktiv. Der Umsatz konnte um 19 Prozent
auf 917 Millionen gesteigert und der Ergebnisbeitrag um 12 Millionen auf 88
Millionen gesteigert werden. Das entspricht einer Umsatzrendite von 9,6 Prozent.
Der Auslandsanteil am Umsatz beträgt 63 (nach 60 Prozent). In Kamp-Lintfort bei
Duisburg wurde ein neues europäisches Versandhandelszentrum errichtet, das im
Mai 1997 in Betrieb genommen wurde und 50 neue Arbeitsplätze schaffte. Das 25
Meter hohe Hochregallager stellt laut Kämmerer 20.000 Artikel für Betrieb, Lager,
Transport und Umweltschutz zur Auslieferung bereit.
Mit Wirkung vom 1. Mai 1998 hat die Gehe-Versandhandelsgruppe Kaiser + Kraft
alle Geschäftsanteile an dem schwedischen Versandhandelsgeschäft für Büro-,
Lager und Betriebseinrichtungen Gerdmans Inredningar in Markaryd erworben. Mit
seinen Tochtergesellschaften in Norwegen, Dänemark und Finnland soll es einen
Jahresumsatz von 50 Millionen DM tätigen. Damit verfügt der Gehe-Versandhandel
über eine lückenlose Marktpräsenz in 16 europäischen Ländern. Für 1998 erwartet
die Kaiser + Kraft-Gruppe einen konsolidierten Umsatz von über einer Milliarde
DM.
PZ-Artikel von Erdmuthe Arnold, Eschborn
© 1997 GOVI-Verlag
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