Wirtschaft & Handel
Wohin sich eine Apothekenkette entwickeln kann, zeigen die
Boots-Apotheken in Großbritannien. Für Deutschland ist dies sicherlich
kein Vorbild. In rund 250 seiner Filialen will Boots ab dem 15. April 1998
außer Arzneimitteln und dem traditionellen Apothekenrandsortiment auch
diverse Versicherungsleistungen anbieten.
Der Kassenbon dient als Bestätigung des Versicherungsschutzes. Apothekenkunden
sollen so die Möglichkeit erhalten, private Krankenzusatzversicherungen sowie
Reiseversicherungen bei einem Apothekenbesuch abzuschließen. Boots rechnet hier
mit der Bequemlichkeit der Kunden. Das Unternehmen strebt gemäß eigenen
Angaben an, innerhalb der ersten zwölf Monate rund 250.000 Versicherungspolicen
zu verkaufen. Die Mitarbeiter in den Apotheken wurden während der vergangenen
Monate bei firmeninternen Schulungen auf ihre Beratungsarbeit als
Teilzeit-Versicherungskaufleute vorbereitet.
"Wir bieten insgesamt zwölf Policen für Familien und Singles an", sagte ein
Unternehmenssprecher. So zahlt ein 40jähriger Single für eine
Krankenhauszusatzversicherung einen Monatsbeitrag von umgerechnet 130 DM, die
zahnärztliche Zusatzversicherung kostet ab 80 DM monatlich. Schwangere
Patientinnen können sich bei Boots gegen ärztliche Kunstfehler bei der Entbindung
versichern. Broschüren, die auf die Reiseversicherungen hinweisen und die die
Patienten vor Arzt- und Krankenhausrechnungen im Ausland schützen, stehen in den
Boots-Apotheken direkt neben dem Regal, aus dem Tabletten gegen Seekrankheit
verkauft werden.
Jede von Boots verkaufte Krankenzusatzversicherung räumt dem Patienten das
Recht ein, den Versicherungsvertrag innerhalb von 30 Tagen nach Abschluß wieder
stornieren zu können. Eine 24stündige telefonische Hotline soll die
Versicherungsnehmer fernmündlich beraten.
Die unabhänigen Apotheker im Köngreich laufen Sturm gegen die
Sortimentserweiterung bei Boots und befürchten Wettbewerbsnachteile.
Patientenverbände haben dagegen die Angebotserweiterung begrüßt.
PZ-Artikel von Arndt Striegler, London
© 1997 GOVI-Verlag
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